Heute war unser letzter Tag in Moab und sollte in vollem Umfang der Erkundung des Arches NP gewidmet werden. Dies auch deshalb, weil der Wetterbericht für heute viel Sonne gemeldet hatte, also das ideale Wetter, um viel zu Fuß unterwegs zu sein.
Nach einer stimmungsvollen Fahrt über 22 Meilen auf der Parkstraße durch den Arches Park, wo wir von einem hinreißenden Sonnenaufgang begleitet wurden, erreichten wir bereits um 7.30 Uhr den Parkplatz zum Devil's Garden Trailhead. Und obwohl es noch recht früh war, waren wir nicht die ersten, die zu dieser frühen Stunde ihre Wanderschuhe schnürten. Doch egal, wir freuten uns auf diesen Hike, der uns über eine Strecke von etwa 10 km durch eine faszinierende Landschaft mit dem klingenden Namen "Devil's Garden" führen sollte. Wobei wir uns nicht nur einmal die Frage stellten, warum dieses wunderschöne Gebiet nicht "Heaven's Garden" hieß, so schön, geheimnisvoll und wild romantisch war es hier.
Erstes beeindruckendes Ziel unseres Hikes war der Landscape Arch, der mit einer Spannweite von etwa 100 m zu den größten Naturbögen der Welt zählt. Leider präsentierte sich diese fragil wirkende faszinierende Gebilde trotz des frühen Morgenlichtes nicht in bester Fotopose, bewegte sich doch gerade jetzt ein Wolkenband über dem Arch, das uns den blauen Hintergrund hinter dem Steinbogen hartnäckig verwehrte.
Während uns bis zum Landscape Arch noch eine Reihe von Mitwanderern begleitet hatten, konnten wir unseren Weitermarsch nun nahezu allein mit uns und dieser traumhaften Natur fortsetzen. Der Weg wurde jetzt ein wenig beschwerlicher, was heißt, dass man kleinere Klettereinlagen über Slickrocks gehen musste, um zu den nächsten Höhepunkten zu gelangen. So besuchten wir als erstes den Navajo Arch, der leider um diese Tageszeit noch sehr im Schatten lag und daher nicht einfach aufs Bild zu bannen war.
Als ein Augenschmaus ganz besonderer Güte erwies sich nur wenige Meter weiter der Partition Arch, der sich zwar auch nicht gerade im perfekten Licht präsentierte, bei dem die Sonne jedoch trotzdem wunderschöne stimmungsvolle Highlights setzte. Während ich den Arch bzw. dessen zwei Teile nur von einer Seite zu betrachten wagte, kletterte Ray frisch und munter durch den Arch hindurch, und konnte so auch die Sonnenseite dieses kleinen Naturwunders für die Nachwelt archivieren.
Gegen 10 Uhr erreichte wir schließlich den Double O Arch, der gleichzeitig das Ende des Haupttrails darstellte. Hier waren wir nicht mehr alleine, von irgendwoher waren andere Hiker aufgetaucht, die leider die erhabene Stille dieser traumhaften Natur durch lautes Geschreie störten. Doch wir waren viel zu happy, um uns darüber ärgern zu können, sondern wir genossen einfach die wunderbaren Eindrücke, die uns auf Schritt und Tritt begleiteten.
Da wir nicht den gleichen Weg zurückgehen wollten schloß sich nun der "Primitive Loop" an, der als "difficult terrain" gekennzeichnet war und durch gänzlich unberührtes Gelände führte. Hier gab es keinen wirklichen Weg, dem man folgen konnte, sondern die Strecke führte quer über Slickrocks, bergauf und bergab, und wir hatten zu tun, dass wir die kleinen Steinmännchen, die uns den Weg wiesen auch nicht übersahen. Aber die Anstrengung war jegliche Mühe wert, wurden wir doch mit Ein- und Ausblicken belohnt, die ihresgleichen suchten.
Problematisch wurde der Trail dann nur an einer Stelle, als uns der Weitermarsch an einer schmaler werdenden Stelle zwischen hoch aufragenden Felskegeln durch ein Wasserloch verwehrt wurde. Das großräumige Umlaufen schien durch riesige Felsen schwerlich möglich, so dass mal wieder Klettern angesagt war. Gott sei Dank hatte ich in Ray meine Gemse dabei.
Denn Ray, der in seinem früheren Leben vermutlich ein Scout gewesen sein muss, fand sehr rasch einen gangbaren Weg, den er zunächst für sich selbst testete, dann zurückkehrte, um mich im wahrsten Sinne des Wortes an der Hand zu nehmen und über den Fels zu leiten. Puh, da war zumindest bei mir Herzklopfen angesagt, doch kamen wir glücklich und wohlbehalten am anderen Ende des Wasserlochs an und konnten unseren Weg fortsetzen.
Kurz nach 11 Uhr erreichten wir dann wieder den Parkplatz, der mittlerweile gänzlich zugeparkt war. Wir erfrischten uns aus unserer Kühlbox, und glücklich und zufrieden machten wir Pläne für die weitere Gestaltung dieses wunderschönen Tages.
Nächstes Ziel war so die Wolfe Ranch als Ausgangspunkt zum Trailhead zum Delicate Arch. Es war zwar gerade Mittagszeit und die Sonne brannte ordentlich vom Himmel, doch lag der Delicate Arch jetzt auf unserer "Rennstrecke", und wir entschieden uns, es anzupacken.
Wir starteten also, bepackt mit Wasservorrat und Foto-Equipment, zusammen mit einer ganzen Menge anderer Touris auf die knapp 5 km (Hin- und Rückweg) lange Strecke, die vom Parkplatz aus betrachtet ganz harmlos aussah. Vom Schwierigkeitsprofil war sie es auch, doch die Mittagshitze machte uns doch schon ein wenig zu schaffen. In der Mittagssonne über ein offenes Slickrockfeld bergan zu gehen hat schon seine eigenen Qualitäten, und viele unserer Mit-Hiker hatten bedenklich rote Gesichter.
Doch nach einer guten halben Stunde kam dann dieser erste Blick, von dem ich schon so oft in Berichten gelesen hatte. Nichtsahnend, an einer (im Schatten liegenden) Felswand auf schmalem Pfad entlang gehend, lag er auf einmal vor uns. Majestätisch, erhaben, riesig, eine Schönheit aus Stein, zu Recht das unverwechselbare Wahrzeichen des Arches Parks, der wie eine Art Triumphbogen über der Schönheit des Parkes wacht.
Auch wenn uns der Bogen dank der hoch stehenden Mittagssonne mit seinem Schattengesicht begegnete, es war wunderbar, hier oben zu stehen, den Delicate Arch vor Augen, und rundherum eine atemberaubende Naturlandschaft zu bewundern.
Wir blieben etwa eineStunde an diesem traumhaftenOrte, versuchten die vielen Touris zuignorieren und genossen es, in den Felsen herumzuklettern, um den möglichst besten Fotostandpunkt zu entdecken. V.a. Ray war nicht zu halten, kletterte hinein in den Kessel und um den Bogen herum, um ihn auch von seiner Sonnenseite erleben zu können. Durch das Wolkenspiel, das schon wieder Gewitter ankündigte, genossen wir den Arch in wunderschönem Licht und genossen es.
Wieder am Auto angekommen ging unsere Tour nach einer kleinen Erfrischungspause weiter zur Windows Section. Vom Parkplatz aus, der einmal mehr gut gefüllt war konnte man auf kurzen einfachen Trails zu weiteren imposanten Felsbögen kommen, nämlich dem North and South Window, dem Turret Arch sowie dem Double-Arch, ein Augenschmaus, den wir uns nicht entgehen lassen wollten. Und auch wenn die vielen Menschen doch irgendwie störten, es war super, diese monumentalen Bögen mir ihren Fenstern zu erwandern und die Ausblicke zu genießen, die sie in alle Richtungen boten.
Als wir um 16 Uhr unseren Rundgang beendet hatten verließen wir diesen traumhaften Park mit dem Versprechen, dass dies nicht unser letzter Besuch hier gewesen sein sollte. Doch jetzt und heute meldeten sich doch langsam aber sicher auch unsere irdischen Bedürfnisse ganz deutlich zu Wort.
Schließlich waren wir schon seit 7 Uhr unterwegs und hatten außer ein paar Müsliriegeln noch nichts wirklich ordentliches gegessen. Und wir fanden, wir hatten uns jetzt was verdient! Was bedeutete, dass unser Tahoe zielstrebig bei Denny's abbog, damit wir unsere hungrigen Mägen endlich einmal wieder mit dem wohlbekannten Westernburger samt Hashbrownes verwöhnen durften. So gestärkt konnten wir dann auch noch ein paar notwendige Einkäufe tätigen, bis wir dann in unserer gemütlichen Kokopelli-Lodge den lauwarmen Sommerabend bei einem kühlen Bier, Chips und dem Sichten unserer Fotos ausklingen ließen.
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