Heute war Sonntag, und da wir es im Vergleich zum Vortag ein wenig gemächlicher angehen lassen wollten stand der Lower Calf Creek Trail für den Vormittag auf dem Programm. Und da dieser Hike eher easy ist und wir befürchteten, dass dort reger Sonntags-Ausflugs-Betrieb herrschen könnte, war wieder frühes Aufstehen angesagt. Das waren wir ja schon gewohnt, und so war es noch düster, als wir kurz vor sieben Uhr im Auto saßen. Entgegen des Wetterberiches war der Himmel wolkig, und es sah eher nach Regen als nach einem Sonnentag aus. Doch egal, wir wollten den Trail gehen, und es wäre ja noch schöner, wenn wir uns von schlechtem Wetter die Wanderlaune vermiesen lassen würden. Da musste eben heute die Regenjacke mit in den Rucksack.
Das düstere Szenario am Himmel hatte aber auch seine faszinierende Seite, präsentierte es uns doch einen Sonnenaufgang vom Feinsten in den Farben rot, rosa, gelb und orange -vielleicht würde die Sonne ja auch heute wieder die Wolken besiegen können?
Um 7.30 Uhr standen wir dann in den Startlöchern zum Trail, der uns auf einer Strecke von 11 km (Hin- und Rückweg) zu den Lower Calf Creek Falls führen sollte. Der Weg führte am Calf Creek entlang, der uns die gesamte Strecke plätschernd begleitete, eingerahmt von üppig grüner Vegetation und roten Felsen. Wir liefen durch Schilfgras, Kakteenfelder und freuten uns an zwitschernden Vögeln und Forellen, die sich im Bach fröhlich tummelten
Je weiter wir liefen, desto heller wurde der Himmel, und gegen 8.45 Uhr kündigte sich durch das zunehmende Tosen des Wassers unser Ziel an. Jetzt lugte sogar die Sonne über die Felsen, und so gut wie menschenleer erlebten wir den Wasserfall, der aus einer Höhe von ca. 50 - 60 m in einen kleinen "See" mündete. Das kalte Wasser sprühte uns einen feinen Nebel ins Gesicht, es war frisch hier, und man konnte sich gut vorstellen, dass dieser Ort in der Sommerhitze als eine kleine Oase der Frische genutzt wurde.
Um 9.30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg, und jetzt zeigt es sich, wie gut es war, dass wir heute schon wieder so früh unterwegs waren. Die Sonne brannte zwischenzeitlich wieder vom Himmel und eine schier unendliche Schar von Hikern kam uns entgegen, die sich die Lower Creek Falls nun würden teilen müssen.
Um 10.45 Uhr erreichten wir wieder den Parkplatz, und nach einem erneuten Blick zum Himmel entschlossen wir uns, die HitRR anzusteuern, wo der Spooky Canyon und Peekaboo Canyon auf uns warteten. Der Himmel zeigte zwar immer noch Wolken, doch die Sonne hatte sich durchgesetzt und wir meinten, wir könnten es wagen, die beiden Slot-Canyons aufzusuchen.
Nach ca. 40 km auf der HitRR bogen wir ab Richtung Dry Forks, wo wir bis zum Trailhead noch etwa 1,7 Meilen Schüttelpartie über uns ergehen lassen mussten. Von hier aus eröffnete sich dem Blick wieder eine unendliche Wildnis und Weite, bei der man sich kaum vorstellen konnte, dass hier irgendwo Slot-Canyons zu bewundern sein würden. Wir folgten dem steil bergab führenden Pfad, der mit den uns schon bekannten Steinmännchen markiert war. Die Temperaturen waren zwischenzeitlich sehr heiß geworden, und wir waren nicht böse, als wir in den Felswänden des Dry Forks Washes etwas Schatten fanden.
Am Eingang des Peekaboo Canyons zeigte ich mich zwar willig, doch kapitulierte ich schnell in anbetracht meiner doch eher mangelhaften Kletterqualitäten und ließ Ray den Vorzug. Als Ray zurückkam berichtete er, dass der Canyon gerade auf den ersten 80 Metern einigermaßen schwierig zu begehen war, zumal der Stein sandig war und wenig Halt bot. Und da Ray sich im Canyon auf Händen und Füßen fortbewegen musste gibt es von diesem Ort des Geschehens auch weniger Fotos.....
Vollends begeistert und mit leuchtenden Augen kehrte Ray aus dem Peekaboo zurück, und nach einer notwendigen Trinkpause liefen wir weiter Richtung Spooky Canyon, der nur wenige hundert Meter entfernt lag.
Der Einstieg hier war eben, so dass ich diesmal mit von der Partie war. Zumindest am Anfang. Denn die Canyonwände wurden sehr schnell sehr schmal und hoch, so dass man ab einem bestimmten Punkt nur noch seitwärts vorwärts kam, und irgendwann hatte ich einfach Beklemmungen weiterzugehen. Nicht dagegen Ray, der noch ein ganzes Stück weiterging und berichtete, dass er an der schmalsten Stelle des Canyons fast eingeklemmt war zwischen den Felswänden. Zusätzlich zu diesem geologischen Wunderwerk der Natur präsentierte sich der Canyon mit rot-lila-orange leuchtenden Felswänden, die an eine fazinierende monumentale Zauberwelt erinnerten. Wir waren begeistert.
Als wir aus dem Canyon herauskommen waren wir überrascht, dass sich dicke Gewitterwolken über uns gesammelt hatten und wir sahen zu, dass wir uns auf den Rückweg machten. Mit uns wuselten auf einmal aus den verschiedensten Ecke irgendwelche Hiker, denen die Wetterlage auch zu prekär wurde, und allesamt strebten wir dem Parkplatz entgegen. Den steilen Aufstieg konnten wir dank des nun bewölkten Himmels gut bewältigen, waren die Temperaturen doch nun erträglich. Trockenen Fußes erreichten wir den Parkplatz, doch wir hatten kaum das Schuhwerk gewechselt begann es zu regnen, und zwar recht heftig, und wir sahen zu, dass wir weiter kamen. Schließlich wollten wir nicht unbedingt irgendwo im Schlamm stecken bleiben.
In Escalante zurückgekehrt gönnten wir uns unsere beliebte Outfitter-Pizza samt Bier und freuten uns auf einen gemütlichen Abend zu Hause. Die Sonne war zwischenzeitlich wieder herausgekommen, der Abend war lau, und so entschlossen wir uns, die letzten Sonnenstunden auf dem Grillplatz am Circle D zu genießen. Doch wurde unsere Abendstimmung abrupt gestört, als wir an unserem Fahrzeug vorbei liefen. Ray stoppte mit einem heftigen Ruck, zeigte aufs Auto, welches sich auf der linken Seite verdächtig nach unten neigte, wir sahen uns an - und es war klar: wir hatten einen Platten, und den galt es zu beseitigen.
Was sich so einfach anhörte gestaltete sich dann leider doch schwieriger als angenommen: zum einen hatte das "Ausbauen" des Reserverads so seine Tücken.... - Noch schlimmer allerdings war die Tatsache, dass auch das Reserverat platt war. Dies zu überprüfen hatten wir bei der Übernahme des Autos leider versäumt, und so standen wir jetzt mit zwei Plattfüßen da. Gott sei Dank nicht in der Prärie, sondern vor unserem Motel - nicht auszudenken, wie dumm es hätte ausgehen können, wenn uns dies in der Wildnis passiert wäre.... Die Mitarbeiter des Circle D kannten diese Problematik offenbar schon und waren uns behilflich, für den nächsten Tag (Montag) eine Autowerkstatt zu finden, die uns tatsächlich aus dem Dilemma half.
So endete dieser Tag recht aufregend und mit dem Bewusstsein, dass wir morgen sicherlich nicht so früh am Tag unterwegs sein würden.
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