Heute war unser letzter Tag in Escalante und wir hatten noch viel vor. Bevor wir uns jedoch wieder in das Abenteuer HitRR stürzen konnten hieß es Geduld zu haben, mussten doch erstmal die beiden Plattfüße unseres treuen Tahoe wieder geflickt werden. Gott sei Dank waren wir die ersten, die nach diesem Wochenende in der Werkstatt waren, so dass wir auch die ersten waren, deren Fahrzeug "dran" war. Denn während wir warteten kamen nahezu im 10-Minuten-Takt immer wiedere andere Leidensgenossen, die im gleichen Dilemma waren wie wir und auf eine Reparatur ihres Flat Tire hofften.
Um 9 Uhr jedenfalls waren wir - endlich - fahrbereit und verloren keine Minute Zeit mehr, um uns auf die HitRR "einzuschießen". Ein wenig mulmig war uns schon zu Mute. Würden die frisch reparierten Reifen diesen Härtetest überstehen? Aber wenigstens hatten wir ja jetzt die Gewissheit, einen funktionierenden Reservereifen mit uns zu führen. Das ist ja schon mal was.....
Nach etwa dreißig Meilen HitRR bogen wir links ab in die Egypt Road, wo es nochmals ca. 15 km Schüttelpartie zu bestehen galt, wobei v.a. die letzten 9 km rechtheftig waren. Doch unsere Reifen hielten der Tortur stand, so dass wir um 10 Uhr mit geschnürten Wanderstiefeln und voll gepacktem Ränzel in den Trail starteten. Vom Trailhead aus hatte man wieder eine traumhafte Aussicht auf unendliche Weite und Wildnis, und es war interessant, dass man von dort oben aus fast den gesamten Routenverlauf überblicken konnte. Wir freuten uns auf den Neon Canyon, einen der vielen Seitencanyon des Escalante,und auf die Golden Cathedral, die (Zitat Peter Felix Schäfer) "einer der schönsten Plätze in den "Canyons of the Escalante" sein sollte.
Der Trail startete mäßig steil einen Slickrock-Abhang hinab, und wir folgten den nur spärlich sichtbaren Steinmännchen entlang der Nordkante des Fence Canyons. Die grobe Zielrichtung war klar, mussten wir doch nur die felsige Kuppel in der Ferne fest im Blick haben, von der westlich davon der Neon Canyon in den Escalante Canyon mündete. Dort hinten lag unser Tagesziel, dorthin wollten wir, und da der recht kräftige wehende Wind die Hitze milderte, kamen wir auch ganz gut voran. Glücklicherweise fanden wir dann auch schnell den Abstieg hinunter zum Escalante River, den wir über einen tiefsandigen Abhang erreichten.
Meine Güte war es dort unten schön! Unsere Anstrengung wurde mehr als belohnt durch den Anblick üppig grüner Vegetation, einem grünen Gürtel inmitten einem Meer aus rotem Fels, Wüste und Wildnis. Was kann man an diesem Ort anderes als glücklich sein?
Am Escalante River angekommen tauschten wir unsere Wanderstiefel gegen die TEVA-Wassersandalen, und nachdem Ray als mein geprüfter Scout einen passenden Pfad für mich gefunden hatte, überquerten wir den Fluss. Nicht nur unsere warmen Füße erfreuten sich über die ungewohnte Erfrischung. Der Fluß war nicht tief, und so machte es wahrhaft Spaß, durch das Wasser zu gehen. Dieses Abenteuer hatten wir in anderen Berichten schon ganz anders gelesen, und wir freuten uns, dass wir heute ein so leichtes Spiel hatten.
Nach einem neuerlichen Schuhwechel erreichten wir nach einem kurzen Weg durch dichtes Gestrüpp den Neon Canyon, der sich in leuchtendem Rot präsentiert und so seinem Namen alle Ehre macht.
Wir folgten dem Canyon, der zunehmend schmäler und dunkler wurde, mussten diverse Felsblöcke überwinden, und warteten auf den großen Moment, wo sich uns die Golden Cathedral das erstemal präsentieren würde. Wir waren gespannt, wir freuten uns, und plötzlich war es so weit. Wie in einer Sackgasse am Ende des Neon Canyons lag sie vor uns, majestätisch, friedlich, wunderschön - einmal mehr eines dieser Naturwunder, die einem nichts anderes als ein ungläubiges "Wahnsinn" über die Lippen bringen lässt.
Das Faszinierende an diesem herrlichen Ort ist die Tatsache, dass hier unzählige Flash Floods eine Art Grotte geschaffen haben, wobei zwei Potholes an der oberen Abbruchkante im Laufe der Zeit so sehr ausgewaschen wurden, dass sie den Überhang der Grotte durchbrachen. Man braucht nicht viel Fantasie um sich das Getöse vorzustellen, wenn bei einer Sturzflut sich die Wasserfluten durch die Potholes hinab in das darunter liegende Becken ergießen.
Nach einer intensiven Fotosession und einer wohlverdienten Mittagspause machten wir uns gegen 13.30 Uhr wieder auf den Rückweg, wohlwissend, dass er anstrengend sein würde. Es war zwischenzeitlich mächtig heiß geworden, und nach der Flußüberquerung stand uns ein ständiger Aufstieg durch die pralle Sonne mit wenig Schattenmöglichkeiten bevor. Und genau so war es dann auch. Vor allem der Aufstieg über den tiefen Sand hinauf auf das Slickrock-plateau erwies sich als schweißtreibend, und natürlich - wie könnte es anderes sein - hatten wir nun auch keinen kühlenden Wind mehr auf unserer Seite. Aber egal, wir wurden getragen von den schönen Erlebnissen des Tages, hatten noch genügend Wasservorrat in unseren Rucksäcken, und so erreichten wir gegen 16.30 Uhr müde, aber höchst zufrieden unser Fahrzeug.
In Escalante verabschiedeten wir uns bei "unserem" Outfitter mit einem auch zum dritten mal immer noch lecker mundenden Pizza und herrlich frischem Bier. Wir hatten wunderbare, aufregende und einfach sensationelle Tage in Escalante und waren uns sicher: wir werden wiederkommen!.
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