Da diese Nacht - dem Jetlag sei Dank - eher mäßig und somit kurz war, saßen wir bereits um 6 Uhr abenteuerlustig in unserem Chevy. Ein klarer Sternenhimmel bei 54 Grad Fahrenheit zeigte uns den Weg Richtung Blanca, wo wir unseren ersten Einkehrstop geplant hatten.
Wir fuhren die I-160 West durch wunderschöne Berglandschaften - allesamt Ausläufer der Rocky Mountains - und erfreuten uns an einer herzerfrischend schönen Natur, die im Licht der aufgehenden Sonne von Minute zu Minute mehr an Schönheit gewann. Auch Maultierhirsche am Straßenrand ließen es sich nicht nehmen uns zu begrüßen. Um ca. 7.15 Uhr hatten wir unser erstes Ziel erreicht. Bereits zu Hause unter Zuhilfenahme von Google Earth hatten wir es entdeckt, und uns war klar, dass wir diesem kleinen Cafe, das meinen Namen trägt, einen Besuch abstatten wollten.
Da wir schon gestern Abend nichts mehr richtiges zu essen gekriegt hatten waren wir mächtig hungrig und genossen in Lu's Mainstreet Cafe ein deftiges Frühstück. Das Essen war lecker, aber der Kaffee - oh je - war kaum zu genießen. Ich befürchtete das schon, als die Bedienung mit der Glaskanne auf uns zu kam, sah doch das Gebräu darin sehr "durchsichtig" aus. Optisch hätte ich ja vielleicht noch auf Tee getippt, aber dass das Kaffee sein sollte - darauf wäre ich beim besten Willen nicht gekommen. Dummerweise wurde der Kaffee auch noch in weißen Kaffeetassen ausgeschenkt - und ganz ehrlich - keine Übertreibung - man konnte bis auf den Boden der Tasse hindurch sehen, so dünn und wässrig war das Gebräu. Doch egal, das Zeug war heiß, und in der Kneipe war es kalt (so wie draußen), und so beschlossen wir, dass es ein gutes Getränk war und ließen uns mehrfach nachschenken .
Um 8 Uhr gings weiter und wir nahmen Kurs auf den Great Sand Dunes National Park and Preserve. Von der I-160 bogen wir ab auf die I-150 und benötigten bis zum Eingang des Parks viele Zwischenstops, um die ersten Ausblicke auf die Sanddünen im Bild festzuhalten. Wir bezahlten am Parkeingang unseren Entrance-Fee in Höhe von 6 $ pro Nase und erreichten kurz danach den Parkplatz zu den Dünen.
Schon der erste Blick auf die Sanddünen, die sich auf einer Höhe von 2.800 m befinden, war überwältigend schön. Sie liegen im nordöstlichen Teil des San Luis Valley, einem etwa bis zu 60 km breiten Becken zwischen der Sangre de Christo Range und dem San-Juan-Gebirge. Sie bedecken eine Fläche von rund 80 Quadratkilometern und sind mit einer Höhe von ca. 230 Metern die höchsten Dünen Nordamerikas.
Wir erlebten weit reichende Sandlandschaften, die von einem blauen Himmel mit malerischen Wölkchen begleitet wurden. Schöner und stimmungsvoller kann das Licht kaum sein, so dass wir auch für unsere Fotos wunderschöne Kontraste geboten bekamen. Wir wanderten ein stückweit in die Dünen hinein und versuchten, so gut wie möglich das Schattenspiel der Dünen einzufangen. Es waren noch nicht viele Menschen im Park, so dass wir die Stille und den Frieden dieses Stücks Natur fast ungestört genießen konnten.
Lediglich ein Augenschmauß blieb uns versagt: Der Medano-Creek führte leider kein Wasser mehr. So mußten wir es uns vor unserem geistigen Auge vorstellen, wie bezaubernd es hier sein muss, wenn sich das Wasser hier im Sand ausdehnt, wenn sich die Sonne im Wasser spiegelt und von der Ferne her schneebedeckte Berggipfel herüber winken. Schade, dass wir heute keine Zeit hatten, um einen der Trails zu gehen und ein bißchen tiefer in die Geheimnisse dieser schönen Natur einzutauchen.
Um 9.30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg, denn schließlich lagen noch 270 km bis nach Durango vor uns, das nächste Ziel dieses schönen Tages. Während der Fahrt erlebten wir eine abwechslungreiche Landschaft, die uns zunächst durch flaches weites Land führte, das gekennzeichnet war durch trockenes Land mit Sträuchern und landwirtschaftlichen Flächen. Eine Landschaft, die sich bei der Weiterfahrt durch den San Juan National Forest in ein fast alpenländisch anmutendes Panoramo verwandelte, die ein wenig an Skigebiete erinnerte, wie wir sie auch von Europa kennen. Holzblockhütten, Campingplätze - jede Menge - , Skidörfer, und man konnte sich gut vorstellen, dass hier im Winter bei Skibetrieb der Bär tobt. Wir allerdings konnten die Berge ungestört genießen und erfreuten uns zusätzlich an der beginnenden Laubfärbung der Espen und sonstigen Bäume.
Um 12.30 Uhr erreichten wir dann die ersten Ausläufer von Durango, ein kleines Städtchen im Tal des Animas River, das sich nach dem Ende des Gold- und Silverbooms einen Namen als Handels- und Vermarktungszentrum gemacht hat und als das Tor in die San Juan Mountains gilt.
Das Bemerkenswerte an diesem Örtchen ist jedoch in erster Linie sein historisch erhaltenes Ortsbild mit Häusern aus dem 19. Jahrhundert. Wir machten einen Rundgang durch den wirklich malerischen Stadtkern und erfreuten uns an den farbenfrohen Fassaden der historischen Baulichkeiten. Natürlich durfte bei unserer Besichtigungstour auch nicht der größte Besuchermagnet fehlen, die "Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad", die über eine malerische Bergstrecke in die 45 Meilen entfernte ehemalige Bergbaustadt Silverton fährt. Der malerische kleine Bahnhof und die liebevoll restaurierten Dampflokomotiven und bunten Waggons hatten uns hier sehr gut gefallen.
Nach einer kleinen Kaffeepause bei Starbucks verließen wir Durango gegen 14.30 Uhr, um die letzten 75 km dieses Tages bis nach Silverton zu absolvieren. Silverton liegt nochmal ca. 1000 m höher als Durango, und während unser Tahoe die Höhenmeter über den 3243 m hohen Coalbank Pass erkletterte vermehretn sich die dunklen Wolken, und kombiniert mit Sonnenstrahlen, die sich immer wieder ihren Weg durch die Wolken bahnen, zeigte sich ein gespenstig geheimnisvolles Stimmungsbild am Himmel. Leider musste sich die Sonne kurz vor Erreichen von Silverton (2.836 m) dem Regen geschlagen geben, so dass wir den kleinen Ort bei kühlem und regnerischen Wetter erreichten.
Nun waren wir gespannt auf unser Motel, das "Prospector's Inn", welches schon im Internet einen eher "einfachen" Eindruck gemacht hatte, und welches sich bei diesem trüben Wetter von außen her auch nicht gerade einladend zeigte. Doch als wir Andy, den Chef und die "Seele" des Motels, kennenlernten schwanden sehr schnell unsere Vorurteile. Konnten wir doch ein recht großes, sauberes und zufriedenstellend ausgestattetes Zimmer beziehen, in dem wir es bedenkenlos zwei Tage aushalten würden.
Nachdem wir uns im benachbarten Liquorshop ein Fläschlein Wein und Eis zum Kühlen unserer Getränke besorgt hatten, machten wir uns auf einen ersten Ortsrundgang und waren begeistert. Es hatte zwischenzeitlich aufgehört zu regnen, und wir besichtigten die Vielzahl buntfarbiger, teilweise im viktorianischen Stil erbauten Häuser mit ihren dekorativen Fassaden. Man kann nachvollziehen, dass dieser kleine Ort zur Hochzeit des Edelmetallabbaus (zwischen 1882 und 1918) boomte und als wohnhabend bezeichnet werden konnte.
Im Handlebar Saloon gab es dann noch einen leckeren Burger, doch während wir so saßen und unser Bierlein genossen spürten wir schnell, dass dieser lange Tag (und sicherlich auch noch die Zeitumstellung) ihren Tribut forderten. So zogen wir uns relativ frühzeitig in unser Motel zurück und ließen den Tag relaxt ausklingen.
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