Bei nasskalten 7 Grad verließen wir um 9 Uhr Kanab und machten uns mit gemischten Gefühlen auf den Weg nach Escalante, Utah. Zum einen freuten wir uns, uns endlich mal wieder im wunderschönen Grand Staircase NM tummeln zu können. Vor allem für Ray ist es ja immer eine besondere Herzensangelegenheit in der Nähe der Hole in the Rock Road sein können. Aber die Wetterprognosen machten uns in diesem Fall doch ganz besonders zu schaffen. Für die Eroberung von Slotcanyons waren regnerische Wetterverhältnisse eben doch höchst ungünstig..... und die wurden in sämtlichen Wetterprognosen vorausgesagt.
Um uns zwischendurch immer mal die Füße zu vertreten machten wir zwei kleinere Stops, zum einen kurz vor dem Red Rock Canyon, wo wir den Casto- und Loose Trailhead inspizierten. Zum anderen am Most Cave Traihead, eine nette rotfelsige und rotsandige Location, die nichts Besonderes, aber für einen Zwischenstop in jedem Falle keine Zeitverschwendung darstellte. Leider wurde an dieser Stelle der Himmel wieder dramatisch dunkel-blau-schwarz und wir rannten im Galopp zurück zu unserem Auto, um einigermaßen trockenen Fußes durchzukommen. Für einen kleinen Einkaufsstop war auch noch Zeit, bis wir uns Zielstrebung Richtung Escalante fortbewegten.
Als wir Escalante erreichten war der Tag noch jung und der Himmel grau und regenverhangen. Was lag näher beim Visitor Center vorbeizuschauen um dort die aktuelle Canyon-Hiking-Situation abzuklären. Wir waren nicht die einzigen verzagten Wanderfreunde hier, und der freundliche Ranger konnte uns leider keine gute Nachrichten überbringen. Vielmehr erklärte er, dass die Wetterprognosen für die nächsten Tage ebenso schlecht seien wie bereits für die gesamte zurückliegende Wintersaison. Er könne sich nicht erinnern, dass es in der Region einen so feuchten Winter gegeben habe, was bedeutete, dass verlässliche Zusagen über die Befahrbarkeit der Offroadstrecken auf der Hole in the Rock Road und über die Begehbarkeit der Canyons nicht möglich waren.
Wir erledigten unseren Check-In im Circle D Motel, fuhren mit dem Auto zum Escalante River, gönnten uns einen Cappuccino im Escalante Outfitter und mussten uns eingestehen, dass sich unsere Pläne aufgrund des Wetters wohl nicht umsetzen lassen würden. Ray war sehr enttäuscht, aber wenn man in dieser Gegend nicht zum Hiken kommt ist es schwierig, und so langsam hatten wir die Nase voll vom Regen, der Nässe und den kühlen Temperaturen. So entstand die Entscheidung, unseren Aufenthalt um zwei Tage abzukürzen, was auch aus der Sicht der Motelbetreiber kein Problem war.
Nach einem leckeren Abendessen in der Eatery des Motels strahlte die Sonne vom Himmel und wir machten uns auf zur kurzen Fahrt auf die Hole in the Rock Road. Wir wussten, dass Devils Garden eine herrliche Sonnenuntergangs-Location ist, und das wollten wir ausnutzen. Und wir wurden belohnt. Im sanften Abendlicht begannen die Felsen zu leuchten und wir freuten uns über dieses unerwartete Geschenk des Himmels. Diese zwei herrlichen Abendstunden konnte uns keiner mehr nehmen und wir waren gespannt, was uns der nächste Tag wohl bringen würde.
Bei blauem Himmel, durchzogen von ein paar Schleierwolken, machten wir uns bereits um 7 Uhr auf dem Weg zur Hole in the Rock Road. Der Tag sollte niederschlagsfrei bleiben, erst am Nachmittag auch wieder wolkig, und so wollten wir die wenigen sonnigen Stunden nutzen. Nach knapp sechs Kilometern auf der HitRR nahmen wir den Abzweig zum Harris Wash, wo es offroad munter weiterging. Die Fahrt war ruppig, die Strecke feucht, doch sie war einigermaßen sicher befahrbar. Und so erreichten wir den Trailhead zum Red Break Canyon und waren um 8 Uhr bereit für unseren Hike.
Bei herrlichster Morgenstimmung, umgeben von einer phantastischen Stille, die nur vom Gezwitscher der Vögel unterbrochen wurde, genossen wir diesen Hike. Wir durchquerten diverse Washes, stapften durch Sand und Geröll, und freuten uns an den tiefroten Felswänden, die von Schritt zu Schritt immer näher zusammenrückten. Ein kurzer Dryfall stoppte unseren Marsch und zwang uns zum Einlegen des Rückwärtsgangs. Doch schnell war eine Ausweichstelle gefunden, wo wir aus dem Wash hochsteigen und am Felsrand weitergehen konnten. Wie herrlich diese Gegend hier war. Welch wunderschönes Farbenspiel sich ergab, wenn die Sonne die tiefroten Felsen beleuchtete. Und da die Sonne sich in diesem Jahr eher rar machte war uns dies natürlich ganz besonders bewusst.
Die Gegend wurde unübersichtlicher, Erdmännchen und natürlich unser Navi wiesen uns unseren Weg. Slickrockfelder wechselten sich ab mit Felsen, die zu überklettern waren und viele mit Wasser gefüllte Potholes sorgten für einen abwechslungsreichen Hike. Allerdings ein Absteigen hinein in den Canyon war nicht möglich, selbst bei Rays Kletterkünsten erschien uns dies zu kritisch, denn der Canyon führte zu viel Wasser und es wäre unklar gewesen, wie man ohne Kletterausrüstung wieder sicher würde aufsteigen können.
Wir suchten nach Alternativen und versuchten zunächst am oberen Rand des Left Folk zu gehen, scheiterten jedoch an der Unwägbarkeit bezüglich der Beschaffenheit und Begehbarkeit des Canyons. . Und auch Richtung Right Folk gelangten wir schnell an unsere Grenzen. Eine gewisse Kletterausstattung wäre - zumindest für Ray - hilfreich gewesen. Aber insbesondere für mich war heute an ein Weitergehen nicht zu denken.
Als wir um 13 Uhr wieder zu unserem Auto kamen waren wir immerhin 12 Kilometer gelaufen und waren beeindruckt von der herrlichen Natur. Gleichzeitig aber auch frustriert, da uns zunehmend klar war, dass in diesem Jahr das Canyonhiking aufgrund der feuchten Witterungsverhältnisse einfach zu kritisch war und man praktisch permanent gezwungen wurde einen Plan B, C oder D au der Tasche zu ziehen.
So cancelten wir unsere Pläne zur Eroberung des Zebra Slotcanyons und des Steven Arch und richteten unsere Antenne aus Richtung Sonne und wärmere Gefilde - Las Vegas, wir kommen!!!
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