Als wir an diesem Morgen Sedona verließen wurden unsere kühnsten Vorstellungen von schlechtem Wetter in der Tat übertroffen. Uns war klar, dass das Wetter umschlagen würde, aber das was sich jetzt bot war ohne Übertreibung als gräßlich zu bezeichnen. Es war kalt, es regnete, die herrliche rote Felslandschaft von Sedona war wolkenverhangen und verhinderte unsere letzten Blicke auf einen Traum aus Rot.
385 Fahrkilometer bis Kanab, Utah, lagen nun vor uns, doch bei diesen Witterungsverhältnissen hielt sich der Fahrspaß in Grenzen. Dies umso mehr, als wir feststellten, dass uns immer mehr mit Schnee bedeckte Fahrzeuge entgegenkamen. Als wir die Passhöhe mit 2.300 Höhenmetern erreicht hatten waren wir dann selbst mittendrin. Bei 0,5 Grad Celsius und ekelhaftem Schneeregen, der die Straße mit sulzigem Matsch bedeckte, war die Wüstenlandschaft der letzten Tage und der Felsentraum von Sedona einer weißen Winterlandschaft gewichen. Was für eine irreale Szenerie, die sich Gott sei Dank wieder normalisierte, als wir den Pass überwunden hatten.
Als wir gegen 9.15 Uhr die Cameron Trading Post erreichten waren die Temperaturen doch zumindest wieder auf 12 Grad angestiegen, die Niederschläge hatten aufgehört und wir fühlten bereit uns ein kräftiges Frühstück und einem kurzen Einkaufsstopp.
Auf der US 89 North ging es nun weiter Richtung Page, und da wir Zeit hatten nutzten wir die Gelegenheit zu einem kleinen Abstecher hinauf zum Horseshoebend, der immer wieder einen Besuch wert ist und ein dankbares Fotomotiv darstellt.
In Page füllten wir dann unsere Kühlbox wieder mit Getränken und essbaren Leckereien und gönnten auch unserem Auto eine neue Tankfüllung und ein wenig Autopflege. Nach einem kleinen Bummel durch die bekannten Geschäfte fuhren wir weiter nach Kanab, wo wir in der Canyonslodge gebucht hatten. Hier sahen wir uns zentral gelegen für unsere Unternehmungen in den nächsten Tagen.
Mit dem Radl ging es nun noch auf zu einer gemütlichen Ortserkundung. Wir entdeckten ein passendes Lokal mit Countrymusic, wo wir den Abend bei einem rustikalen Abendessen ausklingen ließen.
Die Wetterprognosen waren übrigens noch immer mäßig und mit gewissen Sorgenfalten schlummerten wir hinein in den nächsten Tag.
Als wir an diesem Morgen nach einem recht guten Frühstück in der Canyonlodge unsere Rucksäcke schulterten schien die Sonne bei etwa 17 Grad, es gab keine Regenmeldung und die Aussichten, unsere Pläne für heute durchziehen zu können standen gut. Die Skutumpah Road war unser Ziel, wo ein Hike des Bull Valley Gorges, einem Slot Canyon, auf dem Programm stand.
Gut gelaunt fuhren wir nun auf der US 89 Richtung Page, wo wir nach kurzer Fahrt links in die Johnson Canyon Road abbogen. Die Straße war breit und geteert und dementsprechend ohne Probleme zu befahren. Die Landschaft war wunderbar. In der Ferne sahen wir die schneebedeckten Spitzen des Bryce Canyons, weitläufiges Farmland und Rinderweiden säumten die Straße, dies alles eingerahmt von rotem Fels. So konnte es weitergehen.
Doch dauerte unsere Freude nicht lange. Die Teerstraße veränderte sich zu einer Dirtroad, die leider noch vom Regen des Vortages in denkbar schlechtem Zustand war. Bereits nach wenigen Metern hatten sich die Reifenprofile bereits so stark zugesetzt, dass unser Auto nicht mehr rangierbar war und klar war, dass unsere Reise hier für heute zu Ende war.
Nur kurzfristig wurde unsere gute Laune geschmälert, schließlich hatten wir noch andere Alternativen zur Gestaltung des Tages zur Verfügung.
Wir fuhren zurück zur US 89 um nach wenigen Meilen nach rechts abzufahren zur House Rock Valley Road, die als Gravelroad vielleicht besser befahrbar sein sollte. Und wir hatten Glück. Wir erreichten den Wire Pass Trailhead um 11 Uhr nach einer farbenprächtigen Fahrt vollkommen problemlos und machten uns auf zu einem Hike in der Buckskin Gulch. Wir waren nicht zum ersten Mal hier und waren einmal mehr berauscht von dem Farbenspiel der Felsen in sandigem Gelände.
Der Wash verschmälerte sich, die Felswände rückten zusammen und es waren keine hundert Meter bis wir einmal mehr zur Rückkehr gezwungen wurden. Ein mit Wasser und Schlamm gefülltes Pothole stellte sich uns in den Weg und wir stellen uns die Frage, ob es die Mühe wert sei weiterzugehen. Ein mit Kletterutensilien bewaffnetes junges Pärchen versuchte sein Glück, durchquerte das Wasserloch und kehrte dann sehr schnell zurück mit der Information, dass ein Weitermarsch wegen des vielen Wassers auch im weiteren Verlauf des Canyons nicht sinnvoll sei.
Nun doch schon etwas frustriert kehrten wir um und es wurde uns bewusst, dass heute wohl der Tag der unverrichteten Hikes zu sein schien.
Plan A und B waren jedenfalls für heute gescheitert, doch wir hatten noch Plan C in der Tasche. Wir wollten noch nicht aufgeben, diesen an sich sehr schönen Tag mit einem Hike zu beschließen und bewegten unser Fahrzeug einmal mehr zurück zur US 89, wo wir den Abzweig zur White House Valley Road nahmen und am Whitehouse Trailhead unser Fahrzeug parkten.
Wir suchten uns einen Weg am oberen Felsrand des Paria River, wo wir die herrliche farbenfrohe Landschaft mit traumhaften Ausblicken hinunter zum Fluss und hinüber zu den roten Felswänden der Vermilion Cliffs mehr als genossen. Wir waren dankbar, dass wir nun doch noch zu unserem Hike kamen, die Sonne begleitete unseren Weg, die Luft war mild, wir genossen die Bewegung in dieser herrlichen Gegend und hatte jede Menge Gelegenheit auch unsere Fotoapparate zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Waren wir bei einem früheren Besuch hier im ausgetrockneten Flussbett des Paria River gelaufen erlebten wir diesmal die Landschaft aus einer vollkommen anderen Perspektive.
Glücklich und zufrieden kehrten wir zu unserem Fahrzeug zurück und ließen den Tag mit einem leckeren Pizza und ein wenig Smalltalk am offenen Outdoor-Kamin unseres Hotels gemütlich ausklingen.
Am Vorabend hatten wir schon mit bangem Blick die Wettervorhersagen verfolgt und freuten uns, dass uns früh die Morgensonne weckte. Es sollte ein sonniger und milder Tag werden, der genutzt werden musste. So waren wir frühzeitig auf den Beinen, frühstückten kräftig und machten uns bereits um 8 Uhr auf den Weg Richtung Cottonwood Canyon Road, deren Abzweig von der US 89 uns schon mehr als bekannt war.
Die kurze Fahrt auf der CCR war herrlich. Die sonst so eintönig und unfreundlich erscheinenden grauen Badlands waren mit sanftem grün überzogen, gelb blühende Pflänzchen bedeckten den Boden wie mit einem weichen Teppich, es war phantastisch.
Um 9.30 Uhr waren wir am Hackberry Trailhead angekommen, dem Ausgangspunkt unserer heutigen Tour zum Yellow Rock. Nach verschiedenen Überquerungen des Paria River standen wir relativ schnell am Startpunkt zum steilen Anstieg hinauf zu unserem heutigen Tagesziel. Darauf waren wir vorbereitet, hatten wir doch schon in vielen Reiseberichten davon gelesen, dass v.a. an heißen Tagen dieser Teil des Hikes den Wanderer ganz schön zum Schwitzen bringen kann. Doch heute war es nicht heiß, es war frühlingshaft warm, und so war der in der Tat steile Aufstieg nicht allzu problematisch für uns.
Als wir um 10.15 Uhr die ersten Blicke auf den Yellow Rock erhaschten, der im schönsten Morgenlicht vor uns lag, waren wir einfach nur begeistert. Wie schön er war, welch herrliche Farben, eingerahmt von den roten Felsen der umliegenden Berge. Wir marschierten zielstrebig voran und waren schließlich mittendrin in einem faszinierenden Farbenspiel der unterschiedlichsten Farbtöne in allen Gelb-Orange-Rot-Braun-Variationen. Anmutige Schwingungen und wellenförmige Bewegungen der Felsen erinnerten uns an die Wave, nur dass die Farbgebung sich mehr an die Gelbtöne orientierte.
Wir wanderten umher, hinauf und hinab, und entdeckten immer wieder neue fotogene Felsformationen, die je nach Lichteinfall der Sonne ihre Farben veränderten. Auch der Fernblick und die Ausblicke auf die farbenfrohe Felswelt der CCR war berauschend und ließ unsere Glücksgefühle zur Höchstform auflaufen.
Unsere Überlegungen, von hier aus noch den Hike hinüber zum Red Top anzuschließen, legten wir schnell ad acta. Zu weit erschien uns dieser Weg und wir waren uns einig, lieber die Herrlichkeit des Yellow Rock zu genießen und in seiner ganzen Schönheit in uns aufzunehmen. Wir fanden ein hübsches Plätzchen auf einem von der Sonne beschienen Plateau, machten Brotzeit, genossen die Ausblicke und die wärmenden Sonnenstrahlen und waren einfach nur glücklich.
Auch den Rückweg ließen wir es gemütlich angehen, suchten immer wieder Fotospots, ließen uns treiben und konnten nicht genug kriegen von dieser schönen Location. Als wir um 15 Uhr wieder am Auto ankamen waren wir knapp 11 Kilometer gelaufen und fühlten uns dankbar, dass uns die unbeständige Wetterlage gerade heute einen so außerordentlich schönen Tag beschert hatte.
Den Rest des Tages verbrachten wir in Page, machten unsere Einkäufe und ließen es uns beim Mexikaner schmecken. Zurück im Hotel beschlossen wir den Abend wiederum am Lagerfeuer mit netter Unterhaltung mit amerikanischen Urlaubern.
Der Wetterbericht hatte bereits das Schlimmste befürchten lassen und als wir früh erwachten prasselte kräftiger Regen vom Himmel herab. Es sollte kein Dauerregen werden, doch mit einem Hike in den Canyons würde es heute sicherlich nichts werden. Wir hatten uns natürlich schon am Vorabend Gedanken macht und beschlossen nun unseren Plan D aus dem Hut zu zaubern. Wir frühstückten schnell und kräftig und saßen bereits um 7.30 Uhr mit gepackten Rucksäcken in unserem Auto, um die knapp 60 Kilometer zum Zion Nationalpark zu fahren. Dort sollte es heute zumindest bis zum frühen Nachmittag einigermaßen trocken bleiben, und der Hike zum Oberservation Point stand auch schon lange Zeit auf unserer Liste.
Als wir den Zion NP erreichten und mit dem Shuttle Bus zum Weeping Point als Ausgangspunkt unseres Trails fuhren wurde uns schnell bewusst, warum der Zion NP trotz seiner ganz sicherlich besonderen Schönheit nicht unbedingt zu den Locations gehört, den wir gerne besuchen. Der Park ist einfach überlaufen, und auch die Idee zu einem Hike zum Oberservation Point hatten wir heute nicht alleine.
Wir meisterten den ersten steilen Anstieg mit seinen 21 Switchbacks ohne Probleme. Der Weg erwies sich als touristisch top aufbereitet, kein Stolpersteinchen stellte sich einem hier in den Weg, und so wunderten wir uns nicht, dass sich der Trail zu einem richtigen "Grüß-Gott-Weg" entwickelte.
Normalerweise sind wir über solche Wanderwege nicht glücklich, doch heute war "Plan D" angesagt, und so versuchten wir die Menschenmassen auszublenden, hatten stets ein fröhliches "Hi" auf den Lippen und konzentrierten uns auf die Schönheiten der den Trail umgebenden Naturlandschaft.
Neben den asphaltierten Wegabschnitten liefen wir über Slickrocks, durchquerten Washes, während links und rechts von uns monumentale rote Felswände nach oben ragten. Das war schon sehr erhaben und majestätisch, landschaftlich gigantisch, und es entschädigte uns für die nicht wirklich optimalen äußeren Bedingungen (mit denen ich nicht das Wetter meine).
Nachdem der steile Abschnitt hinter uns lag wurde das Gelände kurzzeitig flacher, ein sandiger, mit Sträuchern bewachsener Pfad lag vor uns. Da jedoch der Himmel zunehmend dramatisch wurde und dicke dunkle Regenwolken immer näher rückten legten wir einen gehörigen Zahn zu in der Hoffnung, wenigstens für die Dauer des Aufstiegs trocken zu bleiben.
Auf ungefähr er Hälfte des Anstiegs teilte sich der Weg mit der Möglichkeit den Hidden Canyon zu erobern, doch wir blieben auf dem Hauptweg und genossen die abwechslungsreiche Natur, die uns auch immer wieder Einblicke in herrliche Slotcanyons gewährte.
Auch der letzte Wegabschnitt wurde nochmal mächtig steil, doch als wir gegen 12 Uhr den Observation Point auf einer Höhe von fast 2000 Metern erreichten wurden wir durch einen herrlichen Ausblick hinunter ins Tal mehr als belohnt. Der gesamte Zion Canyon breitete sich vor unseren Augen aus, auch Angel's Landing konnten wir bloßen Auges erkennen, wo die Menschen aufgereiht wie auf einer Perlenschnur dem Gipfel zustrebten.
Trotz der dunklen bedrohlichen Wolken konnten wir hier fast trocken unsere Mittagspause verbringen, genossen die grandiosen Ausblicke und erfreuen uns an den fast handzahmen Chipmunks, die auf der ständigen Suche nach Fressbarem den Wanderern geradezu aus der Hand futterten.
Allzu lange wollten wir uns dann aber doch nicht aufhalten, denn es tröpfelte schon wieder und wir machten uns zügig auf den Rückweg. Jetzt waren auch unsere Regenjacken gefragt, die roten Felswände des Zion verschwanden zunehmend in feuchtem Dunst und wir sahen zu, dass wir zu unserem Auto kamen.
Um 17 Uhr hatten wir wieder unser Hotel erreicht und waren zufrieden mit dem Verlauf dieses Tages. Abgesehen von den vielen Menschen hatten wir einen schönen Hike absolviert, herrliche Landschaften gesehen und hatten dem Regen erfolgreich getrotzt.
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