... Relaxtag in "in the middle of nowhere!
Leider war unsere Zeit in Tucson schon wieder fast vorüber, unsere Reise ging weiter, doch da wir heute nicht allzu Aufregendes geplant hatten gönnten wir uns zunächst ein frühes Abschiednehmen in Downtown Tucson. Bei strahlendem Himmel und umgerechnet 18 Grad Celsius waren wir bereits um 9 Uhr in der Stadt, die um diese Zeit nahezu ausgestorben erschien. Wir waren nicht das erste Mal hier, doch genossen wir es, durch das kleine Viertel mit den bunt getünchten Häusern im Adobe-Baustil zu spazieren und den Kontrast zu den Geschäftsgebäuden der Banken und Versicherungen zu erspüren.
Wir erkundeten das imposante historische Gerichtsgebäude von Tucson sowie die beeindruckende Mission San Xavier del Bac mit ihrer Kirche und der weitläufig angelegten Gartenanlage.
Der Tag war noch jung, als wir die Altstadt verließen, und nach einem kurzen Einkaufsstop in der Foothill Mall in Tucson setzten wir unsere Weiterfahrt fort. Und da wir keine großen Pläne hatten erlaubten wir uns einen serpentinenreichen 25-Meilen-Abstecher hinauf zum Mount Lemmon, wo wir auf einmal auf einer Höhe von 3000 Metern inmitten eines Skigebiets standen. Natürlich war jetzt alles geschlossen, aber aufgrund der besonderen klimatischen Verhältnisse besteht hier in der Tat die Möglichkeit, im Winter inmitten der Wüste seiner Skifahrer-Leidenschaft nachzugehen.
Es war erst früher Nachmittag, als wir unser Tagesziel in Oracle erreichten. In diesem kleinen Ort mit seinen etwa 3500 Einwohnern, der seinen Namen aus früheren Zeiten der Gold- und Silberminen erhielt, hatten wir uns bei Sharon auf der Triangle L Ranch eingemietet.
Inmitten alter Bäume, Kakteen und üppiger Natur gelegen, begleitet von lebhaftem Gezwitscher der Vögel - einschließlich junger Eulen - wurden wir auf- und eingenommen vom Charme dieser historisch (und damit auch etwas ungepflegt) belassenen historischen Ranch und seiner liebenswürdigen Chefin Sharon, die uns sofort freundlich und mitteilungsfreudig begrüßte und sich freute, uns ihr Reich vorstellen zu können. Stolz führte sie uns zu einem der kleinen weißen Holzhäuschen, das wir für zwei Nächte gemietet hatten und in seinem Inneren auch diesen gewissen historischen Charme versprühte. Sah man darüber hinweg, dass manches ein wenig angestaubt war im wahrsten Sinne des Wortes, fanden wir hier ein zauberhaftes kleines Reich, das uns in das Jahr 1880 zurückversetzte.
Sharon ist Künstlerin, und zusammen mit Ihren Künstler-Freunden hat sie auf dem Terrain der Ranch den Atomic Path errichtet, einen kleinen Rundweg, der von Kunstwerken gesäumt ist, die allesamt aus Recycling-Materialien gefertigt sind. Dies erklärte auch, warum auf den ersten Eindruck allüberall auf dem Gelände altes Metall, Flaschen, alte Möbel etc. "gelagert" wurden, alles Materialen, die irgendwann möglicherweise zu kleinen Kunstwerken verarbeitet werden. Das Festival "Glow!" lädt als nachgefragtes Nacht-Event zu einer Show ein, in der die Kunstwerke speziell beleuchtet werden und unter sternenklarem Himmel entdeckt werden können. Ein wirklich spezieller Ort und eine wirklich liebenswerte Gastgeberin, die prinzipiell zu empfehlen wären, wenn nicht diese gewissen Mängel an Sauberkeit gewesen wären. Aber vielleicht gehörte dies einfach dazu, denn der Aufenthalt hier war definitiv was Besonderes, ein echtes Erlebnis der "anderen Art".
Am Abend sorgte das Oracle Steakhouse für einen wunderschönen Abend in the "Middle of Nowhere''. Nicht nur, dass gerade ein "deutscher Abend" ausgerufen wurde, der zu Sauerkraut und Sauerbraten mit Blaukraut aufrief. In der Bar gab es auch noch ein Country-Live-Event, zu dem die Locals inklusive der örtlichen Polizei zahlreich erschienen waren, tanzten, lachten und feierten, und dies quer durch sämtliche Generationen. Es machte Spaß dieses muntere und ausgelassene Treiben zu beobachten, und auch wenn wir uns hier fast wie "Aliens" fühlten, hier erlebten wir ganz authentisch amerikanisches Landleben vom Feinsten und freuten uns sehr über die freundliche und offene Atmosphäre allüberall.
Als wir nach diesem herrlichen kurzweiligen Abend wieder zurück zur Ranch kamen war diese - bewusst - vollkommen unbeleuchtet, und lediglich ein klarer Sternenhimmel leuchtete uns auf unserem Weg zu unserem Häuschen. Wie hell die Sterne hier leuchteten, wie zum Greifen nah sie erschienen... wir fühlten uns glücklich. Mit diesem Glücksgefühl im Herzen ließen sich das doch etwas unbequeme - "historische" - Bett und ein gewisser "Schmuddelalarm" gut verschmerzen.
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