Schweren Herzens nahmen wir Abschied von Steven und der wunderbaren Saguaro Lake Ranch und bei fast 27 Grad sommerlichen Celsius machten uns an diesem Morgen auf den Weg Richtung Sedona, unserem heutigen Tagesziel. Fast etwas wehmütig fuhren wir auf der US 87 North und erfreuten uns nochmal an der herrlichen Landschaft mit ihren Saguaros und dem leuchtenden Gelb der Palo Verdes.
Doch wir gewannen zunehmend an Höhe und mit den sinkenden Temperaturen veränderte sich auch das Landschaftsbild. Wir passierten Payson, einen wohlhabend erscheinenden Ort mit vielen Geschäften, Restaurant und Bars, registrierten die in sattem Grün bewaldeten Berghänge, bemerkten die ersten roten Steine und das auf knapp 18 Grad gesunkene Außenklima und nichts erinnerte mehr an die Wüstenlandschaft, aus der wir gerade gekommen waren.
Um 10 Uhr erreichten wir den Tonto Natural Bridge State Park, und da der Tag jung war und wir Lust hatten auf etwas Bewegung stoppten wir ganz spontan und entschieden uns den Pine Creek Trail zu absolvieren, an dessen Endziel uns die größte natürliche Travestin-Brücke der Welt erwarten sollte. Der Trail war lediglich mit einer Länge eines knappen Kilometers ausgewiesen, doch da er innerhalb des Bettes des Pine Creek verlief und ein ständiges Überklettern von größeren und kleineren Felsblöcken notwendig war, ging es nicht so flott vorab und gerade bei mir war immer wieder die Zuschalten des 4-Wheel-Drives notwendig.
Und dennoch, der Hike machte Spaß, war abwechslungsreich, und das uns stetig begleitetende Rauschen des Pine Creek, die satte Natur und das muntere Gezwitscher der Vögel sorgten für gute Laune. Als wir nach etwa einer Stunde Klettermaxerei schließlich die Tonto Natural Bridge in ihrer vollen Schönheit erreichten waren wir ernsthaft beeindruckt. Eine solch riesige Steinbrücke hatten wir nicht erwartet.
Mit einer Weite von 45 Metern, einer Höhe von 55 Metern und einer Länge von 120 Metern standen wir vor einem geologischen Wunderwerk als Resultat von tausenden von Jahren Handwerk der Natur, die sicher noch nicht ihren Endpunkt gefunden hat.
Da der Besuch dieses kleinen Ortes im Yavapai County (Arizona) mit seinen heute knapp 350 Einwohnern fast auf der Strecke lag und somit nur einen geringen Umweg für uns bedeutete, machten wir einen kleinen Abstecher in diesen früheren Ausgrabungsort, in dem Kupfer, Gold und Silber gewonnen wurden. Während in der Blütezeit im Jahre 1929 noch etwa 15.000 Menschen hier angesiedelt waren, reduzierte sich die Bevölkerung nach Schließung der letzten Kupfermine im Jahre 1953 auf nur noch 50 Einwohner. In den 70er Jahren zogen Künstler in den Ort und es folgten die Touristen, durch die sich Jerome zu einem touristischen Hotspot entwickelte.
Wir schlenderten durch die kleine Stadt mit ihren historischen Gebäuden, von denen viele in kleine Geschäfte, Galerien oder Restaurants umgebaut worden waren. Alles hier war für den Tourismus aufbereitet, entsprechend viele kleine Läden, Galerien und Restaurants gab es hier. Und da die Mittagszeit bereits überschritten war und wir hungrig waren gönnten wir uns einen kleinen Einkehrschwung bei "Haunted-Hamburger", wo wir uns einen durchaus empfehlenswerten Burger einverleibten.
Frisch gestärkt machten wir uns auf die letzte Etappe dieses Reisetags in Richtung Sedona. Auf einer tiefroten Dirtroad, der Pointon-Pass-Road, fuhren wir gemütlich unserem Ziel entgegen und erreichten gegen 17 Uhr die Sky Ranch Lodge in Sedona. Wir bezogen unser großzügiges Zimmer, erkundeten die Hotelanlage und nähere Umgebung und klärten die Situation um den von Ray für den nächsten Tag beabsichtigten Hubschrauber-Rundflug.
Es war sehr schön hier, doch leider ließen die Wetterprognosen für die nächsten Tage zu wünschen übrig.
Als wir am nächsten Tag um 8.30 Uhr zu unserem Hike aufbrachen war es denn auch so wie befürchtet. Dramatische Wolkengebilde tummelten sich am Himmel, immer wieder mit blauen Stellen durchzogen, doch nicht wirklich so, wie wir das gerne gehabt hätten. Es hatte knapp 18 Grad und sah nach Regen aus, aber dennoch, wir wollten uns bewegen und die herrliche rote Landschaft am eigenen Leib erspüren. Und so fuhren wir zum Trailhead des Solider Pass Trails, den wir uns heute kombiniert mit dem Cibolla Trail für heute vorgenommen hatten.
Nach kurzer Steigung über einen schmalen rotsandigen Pfad führte der Weg über Slickrocks an tiefroten Felsen vorbei. Immer wieder kam die Sonne ein bißchen hinter einer Wolke hervor und heizte uns sofort mächtig ein. Ein An- und Ausziehen-Marathon war das an diesem Morgen, doch die Landschaft war wie ein Gemälde aus allen Variationen von Rot, Braun und Gelb und wir waren in unserem Element.
Doch so sehr wir uns auch darum bemühten den schwarzen Wolken zu entfliehen, irgendwann war es dann doch so weit. Ein kurzer, aber ergiebiger Regenguss erwischte uns und wir waren gezwungen, unter einem Felsüberhang Schutz vor dem frischen Nass zu suchen. Allerdings hatte dieser unfreiwillige Stop auch etwas Gutes, da sich ein amerikanisches Ehepaar zu uns flüchtete und sich dadurch ein freundlicher und fröhlicher Smalltalk entwickelte, der die Zeit des Regens ruckzuck vergehen ließ.
Als wir den höchsten Punkt, die Brinse Mesa, erreicht hatten, überquerten wir diese und bewunderten den 360 Grad Rundumblick auf rote Felsformationen. Und auch wenn wir wegen der vielen Touristen nicht unbedingt die ergebensten Liebhaber von Sedona sind, man muss einfach zugeben, dass die landschaftlichen Schönheiten hier für alle Freunde der roten Steine ein einziger Genuss sind. Ein Paradies für alle Freunde der Red-Rock-Outdoor-Aktivisten, und wer - wie wir - von roten Steinen nicht genug gekommen kann MUSS hier einfach einen Teil seiner Reisezeit investieren und wird belohnt werden.
Nachdem wir die Mesa gequert hatten führte der Hike bei recht passablen Sonnenschein wieder bergab und über den Cibolla-Pass-Trail erreichten wir nach etwa 12 Kilometern wieder unseren Ausgangspunkt.
Wir hatten uns nun ein Mittagessen verdient und fuhren zurück ins Hotel, wo Ray sich auf seinen Hubschrauberflug vorbereitete. Leider war das Wetter zwischenzeitlich sehr schlecht geworden, es regnete, der Himmel war von Wolken verhangen..... nicht unbedingt das Wetter, das sich Ray erhofft hatte. Aber der Flieger startete dennoch und Ray konnte beeindruckende Impressionen von dieser herrlicher Gegend mitnehmen.
Es war ein schöner Tag, wir waren wettertechnisch gerade nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen, doch für die nächsten Tage hörten sich die Wetterprognosen alles andere als rosig an. Und wir fingen schonmal an, für die eine oder andere Tour der nächsten Tage am Plan B zu arbeiten....
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