Heute sollte ein Fahrtag sein, und bei strahlend blauem Himmel starteten wir bereits um 7 Uhr auf der US 191 in nordöstliche Richtung unserem Tagesziel Gallup in New Mexico entgegen. In Serpentinen führte die Straße steil nach oben und an einem Aussichtspunkt (ca. 1.300 m) hatten wir die Gelegenheit, die gigantischen Ausmaße der Safford Mine zu bewundern. Wenn man den Schätzungen der Eigner folgen darf sollten hier zwischen 2008 und 2011 jährlich etwa 205 - 240 Millionen Pfund Kupfer abgebaut werden, was doch schon beachtliche Zahlen sind. Für uns als Touris eröffneten sich jedenfalls bestaunenswerte Ausblicke in das Abbaugebiet, das in dem frühen Morgenlicht ein stimmungsvolles Farbenspiel preisgab.
Auf der kurvenreichen Weiterfahrt passierten wir den Apache National Forest, wo wir im Vorbeifahren an einer Picnic Area sogar einen Braunbären auf der Suche nach einem leckeren Häppchen entdeckten. Von einem Aussichtspunkt auf 2.100 m Höhe erlebten wir wunderschöne Ausblicke, die wir bei einem kurzen Zwischenstop genossen. Ab und an wurden wir auf der Weiterfahrt auch von Longhorn Rindern bestaunt, die sich am Wegesrand - und manchmal auch mitten auf der Straße - aufhielten und sich bereitwillig fotografieren ließen.
Als wir gegen 10.15 Uhr das Örtchen Alpine (2.450 m) erreichten hatte sich die Landschaft vollkommen verändert. Das Landschaftsbild war nahezu ein wenig alpenländisch geworden. Viel waldiges Gelände, Häuser in Holzbauweise, nichts erinnerte mehr an die wüstenhaften Orte, aus denen wir gerade gekommen waren. Und so wie die Temperaturen hier erheblich kühler waren, so erschienen uns auch die Menschen hier distanzierter zu sein, was wir anlässlich eines Tankstops feststellten.
Hatte sich der erste Teil dieser Fahrt durch eine kurvenreiche Fahrt in bergigem Terrain ausgezeichnet, führten die letzten knapp 90 km auf der US 191 nahezu kerzengerade durch weites eintönig wirkendes Gelände. Abwechslung gab es erst mit der Auffahrt auf die Interstate 40, wo wir nach 70 km unser Tagesziel Gallup, New Mexico, erreichten und die Uhren wieder um eine Stunde vorstellen mussten.
Nach dem Check-In im La Quinta Inn & Suites sowie nach einem Kaffeestop bei Denny's freuten wir uns auf einen gemütlichen Hike zu den White Cliffs, von denen wir schon so viel gelesen und so viele schöne Fotos gesehen hatten. Vom Hotel aus waren sie in der Ferne schon zu sehen und so waren wir guten Mutes, heute noch anmutig schöne Felsformationen vors Auge und vor die Linse zu bekommen. Die Fahrtstrecke im GPS gespeichert fuhren wir auf der Superman Canyon Road, eine Offroadstraße, die direkt neben der Interstate verlief. Doch bereits nach zwei Meilen auf dieser Road wurden unserer Gesichter lang und länger: zwei riesige Boulder lagen inmitten der Fahrbahn und machten eine Weiterfahrt unmöglich. Was tun? Jetzt waren wir den White Cliffs so nahe und sollten kurz vor dem Ziel aufgeben?
Wir drehten um und versuchten von der anderen Seite her unserem Ziel näher zu kommen.Doch sämtliche Zufahrten schienen "private property" zu sein, Indianereigentum von Navajos, und dieses galt es natürlich zu respektieren. Als wir eine Zufahrt entdeckten, an dem kein Hinweisschild angebracht war, bogen wir ab, doch führte der Weg nicht zu den Cliffs, sondern zu einem kleinen Indianeranwesen. Ray fragte hier einen Schafhüter nach dem Chef des Hauses, der hinzukam und nichts dagegen zu haben schien, dass wir unser Fahrzeug hier stehenließen und versuchten zu Fuß weiter zu kommen.
Während wir zu Fuß einem Reitweg folgten, die zum Greifen nah erscheinenden Cliffs fest im Blick, fiel uns schnell auf, dass wir den Weg zu Fuß unterschätzt hatten. Die Cliffs rückten nicht näher, immer wieder ging es bergauf und bergab, und wir schienen überhaupt nicht voran zu kommen. Unsere Überlegungen, ob wir den Trail weitergehen sollten, wurden dann jäh unterbrochen, als ein Navajo Pickup angebraust kam und uns erbost darauf aufmerksam machte, dass wir uns in "private property" bewegten. Wir erzählten unsere Geschichte, von der "Erlaubnis", die wir zu diesem Hike eingeholt hätten, was den Navajo und seine Tochter beschwichtigten. Er erklärte uns, dass es ihm darum gehe, dass auf seinem Land nicht gejagt werden solle, und wir konnten ihn davon überzeugen, dass unser Interesse lediglich der Jagd nach schönen Fotos galt.
Auch wenn es an diesem Tag keine erfolgreiche Eroberung der White Cliffs zu vermelden gab, hatten wir doch spannende und interessante Begegnungen mit Indianern gehabt, die diesen Urlaubstag auf andere Art als gedacht bereicherten.
Wieder am Auto zurückgekehrt nutzten wir noch die verbleibende Zeit zu einer Rundfahrt im Red Rock State Park, umrundeten diesen weitläufig und erfreuten uns über eine faszinierende Landschaft mit interessanten Gesteinsformationen.
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