Nach einem angenehmen ruhigen Flug mit phantastischen Ausblicken erreichten wir gegen 13 Uhr Las Vegas, wo wir unseren Reisebegleiter für die kommenden Wochen, einen Chevy Tahoe, in Empfang nahmen. Bei satten 43 Grad im Schatten kamen wir schnell ganz schön ins Schwitzen, bedeuteten diese Temperaturen doch eine krasse Umstellung zu den gemäßigten Temperaturen der vergangenen Tage.
Als wir um 7.30 Uhr in den neuen Tag starteten hatte es in Las Vegas bereits 31 Grad und unsere Getränkevorräte im Rucksack sowie in der Kühlbox waren hitzetechnisch auf das Schlimmste gefasst. Der Eingang zur Lake Mead Recreation Area war schnell erreicht und mit Hilfe der von Ray vorbereiteten GPS-Daten war auch die Ausfahrt zum Lovell Wash kein Problem. Auf einer kurzen, aber höchst rauhen Offroadstrecke ging es nun weiter bis zu einem kleinen Plateau, auf dem wir unser Fahrzeug abstellen mussten. Nun ging es zu Fuß weiter, was sehr schön war, konnten wir doch eintauchen in eine wüstenhaft hügelige Landschaft, die sich in den Farben, rot, braun und gelb majestätisch weit vor uns ausbreitete.
Mittlerweile hatte es bereits 35 Grad und nicht nur die von den Felswänden reflektierende Hitze machte den im Grunde einfachen Hike zu einer kleinen Herausforderung zu früher Stunde. Gott sei Dank gab es auch immer wieder schattige Abschnitte, die wir nutzten, um unsere Kräfte zu schonen. Doch die Mühe lohnte sich. Wir wurden belohnt durch ein stimmungsvolles Farbenmeer, kletterten über Boulder, ließen uns von den zusammen rückenden Felswänden faszinieren und genossen es in unserem Element zu sein.
Den Hike zur Fire Bowl cancelten wir schweren Herzens wegen der zwischenzeitlich auf mehr als 40 Grad angestiegenen Temperaturen und genossen zunächst die Weiterfahrt in unserem klimatisierten Chevy und betrachteten die faszinierende Landschaft Kräfte schonend von Auto aus. Einen kleinen Hike - den aber dafür eine Viertel Meile bergauf - absolvierten wir allerdings noch, den "Summit Trail", der unsere wunderschöne Ausblicke ins Valley und zur Fire Bowl eröffnete. Gott sei Dank wehte hier oben ein wenig Wind, der zwar ebenso föhnmäßig heiß, aber doch besser als nichts war und unseren glühenden Körpern ein wenig Erleichterung verschaffte.
Auch auf dem Red Stone Trail, einem kleinen Spaziergang inmitten tiefroter Felsen, vertreten wir uns noch ein wenig die Füße, doch die extreme Hitze fordert ihren Tribut und wir müssen uns eingestehen, dass die äußeren Bedingungen für ein Hike-Adventure nicht die optimalen Voraussetzungen bietet. So setzen wir unsere Erkundung mit dem Auto fort, fahre weiter zur Echo Bay, wo wir vor einem verwaisten Campingplatz stehen, der wohl bei höherem Wasserstand auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Aber es gibt noch eine Boots Launch, eine kleine Tankstelle und.... einen kleinen Laden, der Eis verkauft, der uns gerade so gelegen kam.
So endete dieser erste Hikingtag im Südwesten mit einem etwas abgespeckten, aber dennoch begeisterndem Programm, den wir abends bei einem Bummel durch die Fremont Street ausklingen ließen.
Auch heute war die Hitze wieder ein Thema, und aufgrund der Erfahrungen des Vortags entschieden wir uns für ein vollkommen anderes Alternativprogramm. Diesmal führte uns der Weg über die US 93 zum Parkeingang bei Boulder City, wo uns bei der freundlichen Begrüßung ungefragt eröffnet wurde, dass der Liberty Bell Trail aufgrund der großen Hitze gesperrt sei. Es habe dort bereits ein Hitzeopfer gegeben. Diesen kleinen Trail wollten wir eigentlich "mitnehmen", lag er doch mehr oder weniger auf unserem Weg zu Willow Beach, dem eigentlichen Ziel unserer heutigen Tour.
Und als wir Willow Beach mit seiner kleinen gepflegten Marina erreichten waren wir begeistert. In tiefem Blau lag der durch zwei Staudämme "befriedete" Colorado River wie ein See vor uns und lud uns ein, diesen Tag hier zu verbringen. Das frische Nass schien genau das richtige zu sein für einen heißen Tag wie diesem.
Unsere eigentlichen Pläne, mit dem Kajak zur Cottonwood Cove zu paddeln, konnten wir zwar nicht in die Tat umsetzen, da diese Form des Abenteuers über einen örtlichen Outdoor-Veranstalter hätte gebucht werden müssen und wir außerdem im Kajak vollkommen ungeschützt der Sonne ausgesetzt gewesen wären. Aber eine Fahrt in einem kleinen Alu-Fischer-Motorboot (inklusive Sonnendach) war realistisch, und nach einer kurzen Einweisung machten sich Skipper Ray samt Leichtmatrosin Lu auf den Weg.
Gemütlich schipperten wir nun stromabwärts und genossen die friedliche Atmosphäre, die uns dieser kleine Bootsausflug bot. Wie faszinierend es war in unserer kleinen Nussschale auf dem Colorado River entlang zu gleiten, diesem mächtigen Fluss, der durch seine Kräfte so viele Naturwunder geschaffen hat und sich heute so unendlich friedlich und beschaulich in seinem Bett räkelte. Ein Zwischenstop an einem kleinen beschaulichen Strand inmitten mächtiger Felsen und grünem Schilf fiel nur kurz aus, weil die Hitze hier erbarmungslos und die Schattenfleckchen nur sehr sparsam waren. Da fühlten wir uns doch auf unserem kleinen Boot erheblich besser aufgehoben.
Als wir um 14 Uhr wieder die Marina erreichten erquickten wir unsere bei 44 Grad erhitzten Gemüter mit einem Picknick aus der gut bestückten Kühlbox und fühlten uns wieder gestärkt für den Trubel in Las Vegas, wo wir uns nochmals in der Fremont Street treiben ließen.
Aufgrund der Lage unseres Hotels Downtown Grand waren wir in diesem Jahr besonders gerne in Downtown Las Vegas unterwegs, wo v.a. die Fremont Street mit ihren Attraktionen zum Bummeln einlud. Hier gibt es immer was zu sehen und zu hören, neu zu entdecken, zu bestaunen oder auch zu belächeln. In jedem Falle ist für Unterhaltung gesorgt, weshalb wir uns auch gerne an diesem Ort verlustierten.
Und natürlich ist auch der Las Vegas Boulevard immer einen Ausflug wert, wenngleich ich zugeben muss, dass es bei 38 Grad Abendtemperaturen und den Unmengen an Menschen am Strip nicht wirklich eine Freude war, entspannt zu flanieren und zu genießen. Aber es ist doch jedesmal spannend zu sehen, wie viel und wie schnell sich hier Veränderungen ergeben, ständig wird neu gebaut, modernisiert und irgendetwas verändert, so dass es auch für uns einmal mehr unterhaltsam und kurzweilig war hier zu sein.
Und auch eine Abendfahrt im Highroller durfte in diesem Jahr nicht fehlen, der mit 167 Metern aktuell das höchste Riesenrad der Welt ist und von dem aus sich herrliche Ausblicke auf die funkelnden Lichter dieser verrückten Stadt eröffneten. In jede der 28 Glasgondeln finden 40 Menschen Platz, und ich muss gestehen, dass die eine gute halbe Stunde Fahrt mit den tollen Blicken von oben auf die Glitzermetropole ihren Reiz hatte.
Nach diesen schönen und abwechslungsreichen Tagen in und um Las Vegas, an denen wir uns auch an die große Hitze gewöhnen konnten, waren wir nun "reif" für die Fortsetzung unserer Reise. Die nächsten Tage würden ruhiger werden, weniger Menschen, weniger Amüsement, aber dafür umso mehr Naturerlebnis, und darauf freuten wir uns. Las Vegas als verrückter Kontrapunkt ist immer klasse, doch die wirklichen Glücksgefühle entstehen bei uns Einsiedlerkrebsen bei ganz anderen Unternehmungen... und die lagen jetzt vor uns.
Zum Inhaltsverzeichnis oder zum nächsten Tag