In dieser Nacht hatte es geregnet, und da der Tag wettertechnisch nur so langsam in Tritt kam verlegten wir unsere Kofferpackaktion kurz entschlossen auf den Vormittag. Hatten wir doch in den letzten Tag verschwenderisch aus den Koffern gelebt und mussten nun sehen, dass wir unsere gesamten Habseligkeiten in den dafür vorgesehenen Gepäckstücken unterbrachten.
So war es bereits 10 Uhr, als wir uns Richtung Downtown Portland auf den Weg machten, der größten Stadt des Bundesstaates Oregon und gleichzeitig sein wirtschaftliches Zentrum. An der Mündung des Willamette River in den Columbia River gelegen versprach diese Metropole einen unterhaltsamen Besichtigungstag.
Als wir unser Fahrzeug im Shopping District parkten waren wir erstmal begeistert von den vielen modernen Geschäften und vielfältigen Restaurants, so weit das Auge reichte. Das machte gute Laune, doch wurden wir recht schnell wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht.
Unser Bummel durch Downtown Portland verlief nämlich gleichermaßen erschreckend wie vor ein paar Tagen unser Bummel durch Downtown Seattle. Verfallene Gebäude, schmutzige Straßen, an jeder Ecke Obdachlose, dazu passend üble Gerüche, die dafür sorgten, dass man nicht unnötig lange in dieser Ecke verweilen wollte. Wir hatten es ja schon in örtlichen TV gesehen, das Problem der Obdachlosigkeit ist in den Städten ein Großes. Aber dieses Elend in der Gosse so nah vor Augen zu haben und die Not zu spüren machte uns doch sehr betroffen.
So zog es uns schnell weiter in freundlichere Gegenden, die es natürlich auch gab. Wir passierten Pioneer Courthouse Square, Old Town/Chinatown und andere hübsche Ecken der Stadt, wo überall reges samstägliches Treiben herrschte. Schließlich erreichten wir den Waterfront Park, der sich als endlos lange Promenade entlang des Willamette River zog und dem man vermutlich stundenlang folgen könnte. Hier fand auch gerade der Saturday Market statt, der mit seinen unzähligen kunstgewerblichen Verkaufsständen unsere Blicke auf sich zog.
Immer dem Waterfront Park Trail folgend erreichten wir schließlich die Marina, wo es sich anbot, die Atmosphäre der Stadt bei einem Cappuccino aufzunehmen und der sportlichen Begeisterung der Teilnehmer eines Dragonboat-Rennens zu folgen. Hier gab es viel zu sehen und zu beobachten, hier war die Atmosphäre chillig und unterhaltsam, hier machte es Spaß sich aufhalten. Und dennoch: auch hier gab es für uns wieder den bitteren Beigeschmack beim nicht zu übersehenden Anblick unzähliger heimatloser heruntergekommener bedürftiger Menschen, die es sic auf Parkbänken oder auf der Rasenfläche "gemütlich" gemacht hatten.
Als wir die Stadt am späten Nachmittag wieder verließen war uns klar, dass wir nur einen kleinen Teil der Stadt kennengelernt haben, doch irgendwie hatten wir genug vom städtischen Treiben. Einmal mehr spürten wir, dass es uns einfach mehr in die Natur zog, weg von den Betonschluchten der Hochhäuser, dem vielen Verkehr und den vielen Menschen, und so zogen wir es vor, den Tag gemütlich fern ab der Großstadt ausklingen zu lassen. Ein kurzer Spaziergang durch eine Shopping Mall in der Nähe des Hotels und damit verbunden ein Essen im Foodcourt beschlossen diesen Abend und damit den ersten Abschnitt dieser abwechslungsreichen Reise in den pazifischen Nordwesten der USA.
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