Nach einem gemütlichen Fahrt- und Relaxtag, der uns quer durch den Zion NP führte, bezogen wir am späten Nachmittag unser AirBnB bei Margarete in Colorado City. Dort hatten wir im Souterrain eine hübsche kleine Wohnung für uns gefunden, in der wir uns gut sortieren und uns auf den Hike des nächsten Tages vorbereiten konnten. Wir hatten den White Domes Trail bereits im Jahre 2013 gemeinsam erlebt, und da es uns dort so unglaublich gut gefallen hatte wollten wir diesen grandiosen Hike in diesem Jahr unbedingt nochmals erleben.
Bereits um 5 Uhr waren wir auf den Beinen, füllten unsere Trinkblasen und Trinkflaschen, um für einen langen Tag in der Sonne gewappnet zu sein, und als wir um 6 Uhr im Auto saßen um zum Trailhead zu fahren war es noch stockfinster. Doch immer noch hell genug um zu erkennen, dass sich in Hildale seit unserem letzten Aufenthalt sehr viel geändert hatte. Neben zwei Hotels gab es jetzt - direkt an der Water Canyon Road - zwei Campingplätze sowie neu angelegte Parkplätze, bei denen selbst eine WC-Anlage nicht fehlte.
Auch in dem verschlafenen Ort Hildale hat also der Tourismus seine Spuren hinterlassen, und wir vermuteten (letztlich zu Unrecht), dass wir unseren Hike diesmal nicht so ungestört würden machen können wie fünf Jahre zuvor.
Als wir starteten war die Sonne gerade dabei, über die Bergspitzen zu klettern und voll Vorfreude auf den vor uns liegenden Tag starteten wir in unseren Hike. Auf einem schmalen sandigen Pfad führte der Weg sanft bergauf und bergab oberhalb des Creeks entlang, kleine Klettereinlagen sorgten für angemessenes Aufwärmen unserer Körpertemperatur, und nach etwa 45 Minuten erreichten wir den Lower Water Canyon, der eigentlich Startpunkt in den nun etwas schwieriger werdenden Teil des Trails.
Nun folgte der Aufstieg hinauf aufs Plateau, wobei ein schmaler, teilweise sandiger bzw. felsiger Pfad unerbittlich nach oben führte. Die Felswand des Water Canyons linker Hand ragte steil aufwärts, rechter Hand abwärts hinunter zum Canyongrund. Kletterpartien ließen sich hier nicht vermeiden, was nicht wirklich zu meinen persönlichen Stärken zählt. Während Ray in bewährter Gämsen-Manier nach oben strebte, hatte ich verschiedene Male gegen die Erdanziehungskraft anzukämpfen, konnte jedoch mit Rays Hilfe auch schwierigere Passagen gut bestehen.
Um 8.45 Uhr hatten wir schließlich das Plateau erreicht, von dem aus nun die letzte Etappe zu unserem Tagesziel begann. Die Vorfreude stieg mit dem Blick auf das vor uns liegende riesige Meer aus rotem Fels mit seinen Verwirbelungen und Felsplatten, die an Blätterkrokant erinnerten.
Wir stiegen hinab auf das Plateau und wurden empfangen von einer unendlichen Weite an rot gefärbten Slickrocks, die uns mit ihren Formen und Verwindungen in rot, gelb, ocker und weiß einmal mehr in pure Begeisterung versetzten und voran trieben. Etliche Potholes waren mit Wasser gefüllt und spiegelten den blauen Himmel im trüben Naß. Es war jetzt schon mächtig heiß geworden, doch die Vorfreude auf das, was uns nun noch erwartete, trieb uns zügig voran. Im sanften Bergaufgang zogen wir vorwärts, das Laufwerkzeug zeigte erste Ermüdungserscheinungen, doch immer wieder neue außergewöhnliche Felsformationen sowie ein grandioser Ausblick hinüber zum Zion Nationalpark waren jegliche Mühe wert.
Und gegen 9.30 Uhr war es dann so weit. Die grandiosen wunderbaren White Domes lagen vor uns, majestätisch, erhaben und so unendlich friedlich. Ein umwerfender Anblick, was für ein Wunder der Natur, inmitten tiefster Wildnis, geschaffen allein von den Kräften der Natur, und wir empfanden es als wirkliches Privileg hier sein zu können.
Auch wenn es eigentlich nun Zeit für eine Brotzeit war gab es nun erstmal kein Halten mehr. Jetzt mussten wir als erstes einen ersten Streifzug in diesem herrlichen Stück Natur absolvieren. Wir ließen uns verzaubern von der Anmut und Eleganz der weißen Felskuppeln, die dieser Gegend ihren Namen gaben. Und von diesem phänomenalen Farbenspiel, das uns vor dem tiefblauen Himmel in ganz besonderer Weise faszinierte. Das Weiß der Spitzen, das sich in einer atemberaubenden Dynamik in sanften Wellenbewegungen hinunter ins Tal ergoß. Und dazu diese endlose Weite und das Bewusstsein, sich allein in dieser wilden und einfach nur traumhaften Naturlandschaft bewegen zu können. Mit jedem Schritt veränderte sich die Perspektive, und ganz gleich wohin der Blick sich auch wendete, es war umwerfend und begeisternd an diesem Ort, und beinahe ungläubig betrachteten wir die Schönheit dieser Gegend, die unseren Endorphinausstoß nahezu machte.
Schließlich war es dann doch Zeit unsere hungrigen Mägen zu beruhigen und wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen, von dem aus wir das Gesamtpanorama im Blick hatten und aus der Ferne genießen konnten. Glücklich und zufrieden saßen wir da und betrachteten dieses Gesamtkunstwerk, von dem wir uns nur schwer trennen konnten.
Nach etwa drei Stunden machten wir uns wieder auf den Rückweg, genossen nochmals Schritt für Schritt dieses traumhafte Wandern auf tiefroten Felsen, das nun im Wesentlichen bergab verlief. Ray bewies einmal mehr seine Navigationsfähigkeiten und führte uns mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit ohne Einsatz seines GPS zum richtigen Aufstiegspunkt, von dem aus der Abstieg hinunter in den Water Canyon auf uns wartete.
Nach ca. 16 km und einem durchaus Kräfte zehrenden Auf- und Abstieg im Water Canyon erreichten wir gegen 16 Uhr wieder unser Auto. Wir waren müde, aber auch überglücklich über diesen herrlichen Tag, der zweifelsohne zu einem der absoluten Highlights dieser Reise zählte und den wir nur zu gerne irgendeinmal wiederholen würden.
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