White Sands National Monument

Heute früh fiel uns der Abschied schwer, denn Santa Fe und Umgebung hatten uns außerordentlich gut gefallen, und nur zu gerne wären wir hier weiter auf Enteckungstour gegangen. Aber die Zeit mahnte uns unerbittlich, und so saßen wir nach einem umfassenden Hotelfrühstück bereits um 8 Uhr wieder im abreisefertigen Fahrzeug und machten uns bei lieblichen 20 Grad und strahlend blauem Himmel auf den Weg zu unserer nächsten Reiseetappe.

 

Wehmütig, aber stetig entfernten wir uns von der herrlichen Berglandschaft von Santa Fe Richtung Interstate 25 North. Über die US 285 South rollten wir gemütlich, aber doch relativ ereignislos, fast ein wenig gelangweilt, auf fast kerzengerader Straße durch vergleichsweise ebenes und eintöniges Land. Welch ein Gegensatz zu der kontrastreichen Landschaft, aus der wir soeben kamen.

Bereits um 11.45 Uhr erreichten wir mit Alamogordo unser Tagesziel. Der erste Eindruck dieses Ortes schien den Eindrücken während unserer Anreise zu entsprechen. Ein lang gestreckter Ort mit allen möglichen Hotels, Motels und Restaurants, viel Durchgangsverkehr, kaum Menschen auf den Straßen - langweilig war es hier, wie ausgestorben, irgendwie unbehaglich. Und an diesem Gefühl konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass dieser Ort immerhin ein Städtchen mit ca. 35.000 Einwohnern ist, und dass hier das "New Mexico Museum of Space History" beheimatet ist, in welchem die Pioniere der Weltraumforschung geehrt und die NASA-Weltraumprogramme der vergangenen Jahrzehnte inklusive der Mondmissionen dokumentiert werden.

Da wir in unserem Best Western Hotel noch nicht einchecken konnten mussten wir uns nun die Zeit ein wenig vertreiben, und so kam uns das gegenüber dem Hotel gelegene Denny's gerade Recht. Wir waren ja schon in den unterschiedensten Orten im Denny's eingekehrt, praktisch immer auch zufrieden, aber hier war eben alles ein wenig anders. Der Service schlecht, das Publikum schlecht, das Essen schlecht. Au weia, das fing ja gut an...

Wir nahmen es von der lustigen Seite und gaben dem Ort eine weitere Chance. So besuchten wir das Visitor Center, wo uns eine gut aufgelegte freundliche Dame engagiert die Vorzüge ihrer Heimat anpries und uns mit diversem Info-Material versorgte. Ja wer sagts denn!!! Und wir ließen uns das Shopping-Center nicht entgehen, das allerdings aufgrund seiner nicht zu übersehenden Leerstände wieder nur ein eher unbehagliches Feeling in uns erzeugte. Und nicht das erste Mal auf dieser Reise stellten wir uns die drängende Frage, was die Leute nur in dieser "Einöde" hielt.

Als wir um 14 Uhr unser Zimmer bezogen hatten waren wir in jedem Falle davon überzeugt, dass wir an diese Ort bei einem faulen Nachmittag am Pool nicht viel versäumen würden. Allerdings hatten wir die Rechnung ohne die Hitze gemacht, denn das Thermometer zeigte wiederum fast 40 Grad, so dass es selbst im Schatten für ein Sonnenbad höchst anstrengend war. Eine Stunde hielten wir es aus, doch Genuss sieht anders aus, und so zogen wir uns ins Zimmer zurück um uns bereit zu machen für das eigentliche Event dieses schönen Tages.

Als wir uns um 16.30 Uhr auf den Weg machten zu dem nur fünzehn Meilen südwestlich von Alamogordo gelegenen White Sands National Monument war es ziemlich gewittrig geworden, dunkle Wolken verdichteten sich am Himmel und sorgten zusammen mit den verbliebenen sonnig-blauen Abschnitten für einen geheimnisvollen Spätnachmittagshimmel. Das war ja irgendwie ganz stimmungsvoll, auch geheimnisvoll, doch wir hatten uns eigentlich einen farbenprächtigen Sunset im Park erhofft und blickten daher ein wenig sorgenvoll in den Himmel. Jetzt hatten wir doch wirklich Tag für Tag traumhaftes Wetter genossen - da würde doch nicht gerade jetzt unser Abstecher in diesen abgelegenen Teil von New Mexico von Wind und Wetter zunichte gemacht?

Wir erreichten den Eingang zum Park um 17.15 Uhr, und um uns einen ersten Eindruck zu machen folgten wir zunächst dem klassischen Loop, der den Besucher über eine Strecke von etwa zehn Kilometern an die interessantesten Bereiche des Parks heranführte. Und gleich nach den ersten Metern wurden wir gefangen genommen von der merkwürdigen Atmosphäre dieses Naturereignisses. Draußen hatte es schwülheiße 40 Grad, blickte man aber aus dem klimatisierten Auto hatte man den Eindruck als befände man sich inmitten eines Skigebiets. Rechts und links von der mit weißem "Sand" bedeckten Teerstraße dehnte sich eine blendend weiße Dünenlandschaft aus, deren weiche wellenförmige Fomationen die Lust auf nähere Erkundungin uns weckten.

Am Trailhead "Heart of the Sands" parkten wir unser Auto und freuten uns auf die erste Schritte hinein in die Dünen, die als Teil des Tularosa Basins auf einer Fläche von fast achthundert Quadratkilometern die größte Gipswüste der Welt darstellen. Bei dem weißen Sand handelt es sich nämlich nicht um Sand im herkömmlichen Sinne, sondern um feine wasserlösliche Gipskristalle, die durch Schnee und Regen aus den Felsen der Berge herausgewaschen und ins Tularosa Basin gespült werden. Durch starken Wind wurde und werden die Gipskristalle weitergetragen, um sich auf dem weiten Gelände anzuhäufen und diese faszinierende, sich stetig verändernde Dünenlandschaft zu bilden.

Wir trotzten der fast abartigen Hitze und den bedrohlicher werdenden Gewitterwolken und stapften begeistert Schritt für Schritt durch den weißen Gips. Es war schwer zu gehen, so wie man auch in Wüstensand schwer gehen kann, und dennoch kletterten wir immer wieder auf die eine oder andere Düne, um einen Blick zu erhaschen auf die endlose Weite und die sich immer wieder neu ergebenden Schattenspiele der Dünen. Fotografisch gesehen hatten wir wettertechnisch natürlich nicht so viel Glück, aber es war uns egal, denn das vor uns liegende Schauspiel war wunderbar und wir genossen das Erlebnis vor Ort zu sein.

 

Gegen 19 Uhr hatten sich die finstersten Wolken wieder verzogen, die Temperaturen lagen noch immer bei heißen 35 Grad (!), aber unsere Hoffungen auf einen stimmungsvollen Sonnenuntergang waren weiter berechtigt. So harrten wir aus und genossen die geheimnisvoll mystische Stimmung. Und wir waren fasziniert von den Kräften der Natur, die den Tieren und Pflanzen die Möglichkeit zur perfekten Anpassung an diese einzigartige weiße Wüstenlandschaft mitgegeben hat.

 

Zurück in Alamogordo gab es ein spätes Abendessen bei Applebee`s, wo wir von der Qualität der Speisen doch sehr positiv überrascht waren. Ein schöner Abschluss für diesen schönen Tag, der zunächst so merkwürdig begonnen hatte.

 

Zum Inhaltsverzeichnis oder zum nächsten Tag!