Nach einer erholsamen Nacht fühlten wir uns am nächsten Tag ausgeruht und waren bereit dem befürchteten Jetlag zu trotzen. Natürlich durfte zum Tagesbeginn ein ausgiebiges Frühstück in unserer gemütlichen Behausung nicht fehlen. Und so zeigte sich, dass unsere Einkäufe vom Vortag unseren kulinarischen Bedürfnissen gerecht wurden, so dass wir satt, fröhlich und gesund und munter in diesen ersten NYC-Tag starten konnten. Und wir waren offen und bereit für alles, was uns diese nervenkitzelnde und lebendige Stadt gleich zu Beginn bieten würde.
Mit dem Bus der Linie 119, die gleich in der Nähe unseres Apartements ihre Haltestelle hatte, ging es auf einer erstaunlich kurzweiligen Fahrt unter dem Hudson River hindurch hinüber nach Manhattan so dass wir nach guten fünfzehn Minuten bereits den Authority Port in New York City, unsere Endhaltestelle, erreichten. Ruckzuck wurden wir in den Sog eilender Menschen um uns herum hineingezogen und ließen uns mit dieser Masse in Richtung Ausgang treiben, wo uns gleich der gigantische Schriftzug der New York Times unübersehbar in den Blick fiel.
Auf dem Weg zur Verkaufsstelle der Big Bus Line führte uns unser Weg zunächst über den quirligen Times Square, der sogleich mit seinen Leuchtreklamen faszinierte, so dass wir nur noch mit nach oben gerichtetem Blick unseren Weg suchten. Dumm nur, dass es nun leicht zu regnen begann, was zum einen den Blick auf die in nun diesigem Grau versinkenden Spitzen der Wolkenkratzer verschleierte, zum anderen aber auch das Anziehen von Regenkleidung notwendig machte. Aber gut, das war nun so, die gute Laune blieb, hatten wir doch zumindest einen ersten Eindruck gewonnen, wie der Alltag auf den Straßen mit seinem immensen Verkehrsgewusel, Sirenengeheul und unglaublicher Huperei aussah. Und von diesem bißchen Regen würden wir uns unsere gute Entdeckerlaune keinesfalls verdrießen lassen.
Um die Regenphase zu überbrücken beschlossen wir nun einen Besuch im 9/11 Memorial & Museum vorzuziehen. Um dorthin zu gelangen studierten wir den Metro-Fahrplan und erreichten auch schnell das richtige Terminal. Doch der Kauf der Metro-Wochenkarte an den altertümlich erscheinenden Fahrkartenautomaten war etwas tricky... Nach mehreren Versuchen hatten wir es geschafft und freuten uns auf eine Woche unbeschränkten Fahrtgenusses. Wobei wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass das Warten auf den überhitzten Fahrsteigen mit dem lauten Zuggeratter und sodann der Einstieg in die Züge mit Tiefkühltemperatur nicht ausschließlich Vergnügen bereiteten.
Recht flott mit dem Zug unterwegs erreichten wir Lower Manhattan, wo einst die beiden Türme des World Trade Centers standen, bevor sie durch den grausamen Terroranschlag des 11. September 2001 dem Erdboden gleichgemacht und tausende von Menschen in einen qualvollen Tod geschickt wurden. An diesem Ort des ehemaligen Ground Zero entstand ein einmaliges Denkmal des Terrorangriffs. Wo früher die beiden Wolkenkratzer standen wurden tiefe Bassins in den Boden eingelassen, in die seitlich Wasser fällt. Rundherum eingraviert findet man die Namen der fast 3000 Opfer. Was für ein beeindruckender und gleichzeitig bedrückender Ort zum ehrenvollen Andenken hier entstanden ist.
Ergänzend zu dieser Gedenkstätte besuchten wir schließlich das 9/11 Memorial & Museum, das in gleicher Weise beeindruckend an die Geschehnisse an jenem 11. September 2001 erinnert. Mit Live-Bildern, Ton- und Filmaufnahmen, Ausstellung von Equipment, Resten der früheren Türme etc. wird in erschütternder Weise verdeutlich, welches Leid die Opfer und deren Familien damals erlebten. Aber auch welche Leistung durch die Hilfskräfte, Feuerwehren und Polizei erbracht wurden, um dieses schreckliche Ereignis zu bewältigen. Und es wird nachfühlbar, welches Trauma diese riesige, lebendige, hektische und herausfordernde Stadt samt ihren Bewohnern damals erlitten hat.
Einigermaßen betroffen, aber auch überwältigend und zutiefst beeindruckt von der Intensität der Darstellung des Geschehens verließen wir das Museum. Und da der hoch in den Himmel aufragend Freedom Tower seine 541 Meter in die Höhe ragende Spitze im diesigen Himmel verbarg, verschoben wir den Aufstieg und bewegten uns nach einer kurzen Pizzapause Richtung Wallstreet, wo auch wir nicht auf die obligaten Bilder vom goldenen Bullen verzichten wollten. Es ist halt einfach ein Ort, an dem man mal gewesen sein muss, und so gesellten wir uns in die Reihe der unzähligen asiatischen Touristen, die gar nicht genug von diesem Ort bekommen konnten.
Weiter führte uns unser Weg zum Ticketschalter der Circle Line Cruises, wo wir für den folgenden Samstag Tickets zur Miss Liberty & Ellis Island gebucht hatten und wir uns vergewissern wollten, wo und wie das Boarding dort vonstatten ging.
Wir bummelten weiter über den Battery Park, den wir leider nur eingeschränkt genießen konnten. Nicht nur wegen des Regens, der wieder leicht begonnen hatte. Sondern auch und ganz besonders wegen der großen Baustelle, die den Ausblick auf unser morgiges Tagesziel, die Miss Liberty, sehr stark beschnitt.
Auch unser Plan zum Besuch des Gebäudes Summit One Vanderbilt wurde leider vereitelt, denn nach dem Kauf der Eintrittskarten erfolgte unter den Gästen ein gesundheitlicher Notfall, der einen Rettungseinsatz notwendig machte und für uns eine ungewiss lange Wartezeit bis zum Zugang des Gebäudes bedeutet hätte. Diese Zeit wollten wir besser nutzen. Wir erhielten unseren Eintritt retour und bewegten uns weiter zur Grand Central Station. Doch auch dort war die Hauptlobby von Sicherungspersonal geschlossen, so dass wir unseren Besuch auf den beeindruckenden Delikatessenmarkt beschränken mussten.
Zwischenzeitlich hatte der Tag schon seine Spuren bei uns hinterlassen, wir waren müde, und so kam uns eine kleine Rast im beschaulichen Bryant Park gerade gelegen. Was für ein hübsches grünes Juwel, eine kleine beschauliche Oase zu Füßen der aufragenden Wolkenkratzer. Hier herrschten kein Lärm und keine Hektik, sondern eher beschauliche Gelassenheit, spielende Kinder und Menschen, die ihre Arbeitspause genießen wollten. Das war genau das, was wir jetzt brauchten.
Nach all den vielen Eindrücken surrte uns der Kopf und wir beschlossen zurück nach Hoboken zu unserem Apartment zu fahren. Dort, gleich um die Ecke und direkt an der Bushaltestelle kehrten wir ein im "Orale Mexican Kitchen" - Restaurant, wo wir bei Tacos, Quesadilla und einem kühlen Bier unsere kulinarischen Gelüste stillten. Nachdem wir vom Preisniveau in NYC schon einigermaßen schockiert waren gefiel es uns um so mehr festzustellen, dass es beim Mexikaner an diesem Abend ein Bier-Spezial-Angebot gab, bei dem wir für das Bier nur vier Dollar zu bezahlen hatten. Klar, dass wir dieses Angebot auskosteten.
Und nach diesem fröhlichen und ausgelassenen Abendessen folgte der krönende Abschluss dieses aufregenden Tages. Die Sonne war zwischenzeitlich untergegangen und wir marschierten noch hinunter zum Hudson River, von wo aus wir einen wahrhaft berauschenden Ausblick hinüber nach Manhattan genießen konnten. Wir waren einfach nur hingerissen und begeistert. In lauer Spätsommer-Abendluft, ohne Menschenandrang, ohne Lärm und ohne Verkehr erlebten wir Manhattan von seiner allerschönsten Seite. In voller Festbeleuchtung ragten die Wolkenkratzer in die Höhe, ab und an kreuzte eine Boot über das Wasser, und wir konnten nur erahnen, welcher Wahnsinn sich auf der anderen Seite des Ufers gerade abspielte.
Müde, aber höchstzufrieden kehrten wir dann in unser Apartment zurück, gönnten uns noch ein Gläschen wein und zogen uns dann zum Schlafen zurück. Es dauerte eine Weile, bis das Surren im Kopf nachließ und wir in einen angenehmen Schlaf versinken konnten.
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