Monument Valley

Nachdem uns der gestrige Tag noch ein wenig in den Knochen steckte sollte dieser Tag etwas erholsamer, dafür aber nicht weniger aufregend sein. Wir wollten das Monument Valley besuchen, unseren SUV nutzen und eine self-guided Rundtour durch das Valley zu unternehmen. Denn mit unserem WoMo wären wir auf der im ersten Teil recht steilen, kurvigen und von Löchern übersäten Piste hoffnungslos aufgeschmissen gewesen und hätten  uns mit einem der Kleinbusse organisiert durch das Tal fahren lassen müssen. Derart gebunden wollten wir keinesfalls sein, was sich im nachhinein auch als sehr vorteilhaft erwies.

 

Wegen der von Page aus doch relativ weiten Anfahrt starteten wir bereits um 7 Uhr und erreichten das Monument Valley, gelegen auf der Staatsgrenze zwischen Utah und Arizona, gegen 9 Uhr. Alleine der Name "Monument Valley" ist legendär, und es gibt wohl niemanden, der diese begnadete Gegend nicht schon einmal als Filmkulisse bewundern konnte (z.B. im Kultwestern "Spiel mir das Lied vom Tod").  Natürlich hatte auch ich schon viele Fotos gesehen.  Doch die erhabene Schönheit und die unermessliche Weite, die sich als Hochfläche zwischen monumentalen Sandsteinruinen ausbreitet, kann man nur ermessen, wenn man als kleines Menschlein in natura vor dieser wilden Naturschönheit steht.

Da wir wieder relativ früh vor Ort waren hielt sich der Besucherandrang noch in Grenzen und wir konnten von Anfang an die friedliche Stille dieser tollen Gegend in uns aufnehmen und genießen. Schon nach wenigen Minuten auf unserer Rundtour hielten wir an einem der vielen Navajo-Verkaufsstände an, die dort ihren selbst gefertigten Türkis-Silberschmuck zum Verkauf anboten. Da auch wir verschiedene Mitbringsel erwerben wollten schauten wir uns dort um und mussten feststellen, dass hier sehr attraktiver Schmuck mit Türkisen und anderen Naturedelsteinen zum  Verkauf angeboten wurde. Auch der Preis war in Ordnung, so dass wir uns schnell zum Einkauf entschieden hatten und mit reichlich Beute weiterzogen.

Es folgte eine abenteuerliche Fahrt auf staubiger Piste,wobei es noch staubiger dadurch wurde, als ein geradezu abartiger Wind wehte. Wie froh waren wir, dass wir die Runde im geschlossenen PKW fahren durften und nicht auf die offenen Indianerbusse mit den organisierten Tourifahrten angewiesen waren.Es ist anzunehmen, dass die Armen nicht nur vollkommen durchgeschüttelt, sondern auch völlig vom Winde verweht am Ziel angekommen sind. Natürlich konnten auch wir während der Fotopausen den wirklich starken Windböen nicht entgehen, doch hatten wir immerhin die Möglichkeit, uns zwischenzeitlich zum Ausschnaufen ins Auto zurückziehen.

An einer Aussichtsstelle mit Blickrichtung zu den "Three Sisters" hatte eine Indianerfamilie einen kleinen Touristand vorbereitet, der zu Horse-Trails sowie zur Besichtigung eines Hoogans aufforderte. Wie toll musste es sein, diese  Wahnsinns-Landschaft auf dem Rücken eines Pferdes erkunden zu können... und wie gerne hätte ich über dieses Erlebnis hier berichtet. Doch leider bin ich bisher - außer auf Volksfesten - noch nie geritten, und so wollte ich den armen Pferden nicht zumuten, so ein ungelenkes menschliches Wesen wie mich auf ihrem Rücken tragen zu müssen. Außerdem möchte ich annehmen, dass dieses Abenteuer bei meinen fehlenden Reitkenntnissen auch für mich kein wirklicher Genuss gewesen wäre.

Aber da blieb ja noch der Hoogan, eines dieser kleinen iglu-artigen Indianerhäuschen, die aus Stroh und Lehm hergestellt werden, und den Navajos  wirksamen Schutz boten vor Hitze und Kälte. Ein Indianerjunge bot sich gegem ein geringes Entgelt als Führer an und erklärte uns ein bißchen was über die Tradition der Navajos, die teilweise auch heute noch in diesen Hoogans leben. Interessant war für uns als Saunaliebhaber, dass die Navajos neben ihrem Hoogan, in dem sich das eigentliche Leben der Familie abspielt, auch ein sog. "Sweathouse"  errichtet haben, in dem die Männer sich regelmäßig zu ihrem Saunagang treffen. Heiße Steine erwärmen die Luft auf etwa 86 Grad Fahrenheit, was gerademal einer Temperatur von 30 Grad Celsius entspricht. Während hier der mitteleuropäische Saunagänger noch kaum auf Touren kommt, ist das für die Navajos offenbar eine beliebte Freizeitbeschäftigung, an der sich nach Angaben unseres indianischen Führers ausschließlich die männliche Zunft erfreut.

Natürlich führte uns unsere Rundfahrt an allen ausgewiesenen "scenic views" vorbei, so z.B. Elephant Butte, Three Sisters, John Ford's Point, Sand Springs und Artist's Point. Wir nahmen uns überall viel Zeit für Fotos und hatten reichlich Gelegenheit, uns in die Besonderheiten dieser eindrucksvollen Natur hineinzufühlen, die so sehr an die idealisierte Indianerwelt von Winnetou & Co erinnert, in Wirklichkeit aber ein Zeugnis abgibt über die rauhe Lebenswirklichkeit der Indianer. Raben begleiteten unseren Weg, die im Winde ihre Segeltauglichkeit unter Beweis stellten, und selbst einen Koyoten bekamen wir aus der Ferne zu Gesicht. Wieder einmal fühlten wir viel Respekt und Hochachtung, für die enorme Gestaltungskraft der Natur.

Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant machten wir Halt in Kayenta, einem kleinen, hauptsächlich von Indianern bewohnten Städtchen. Dort war das "Golden Sands" Restaurant unser Ziel, ein kleines, familiär von Indianern geführtes Lokal, liebevoll dekoriert mit indianischen Symbolen und Fotos, denen man den Stolz der Indianer auf ihre Traditionen und Abstammung entnehmen konnte. Dort wurde uns jeweils ein riesengroßer "Navajo-Burger" serviert, ein Hamburger (eigentlich zwei!) überdimensionalen Ausmaßes, gehüllt in einen frisch gebackenen knusprigen Teigfladen, mit dessen Verdauung unsere Mägen für den Rest des Tages beschäftigt waren.

 

Müde, und einmal mehr angefüllt von vielfältigen Erlebnissen machten wir uns schließlich auf den Heimweg Richtung Page. Indianische Musik im CD-Player begleiteten auf der Heimfahrt uns und unsere Gedanken, eine Stimmung, die keiner großen Worte bedurfte. Da passte es geradezu perfekt, dass wir im Schein der untergehenden Sonne den Lake Powell erreichten, der friedlich und rose-farben glänzend vor uns lag und den Schlussakkord zu diesem wunderschönen Tag bot.

 

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