Zion National Park

Angel's Landing (for Ray) - Emerald Pools

Es war gerade 4.30 Uhr als ich aufwachte und die Vöglein munter zwitschern hörte. Meine Versuche nochmals einzuschlafen scheiterten, und als der Blick aus dem Fenster blauen Himmel und von der Sonne angestrahlte rot leuchtende Felsen zeigte, war die Sache klar. Wir sprangen raus aus den Federn, Katzenwäsche, Frühstück, Brotzeit bereitet, Rucksack gepackt - in anbetracht des eher mäßigen Wetterberichts (40 % Regen, mostly cloudy) hieß es den Tag nutzen. Wir wollten zum "Angels Landing" sowie die "Emerald Pools" erwandern und dabei möglichst vielfältige Eindrücke vom Zion National Park mitbekommen, dessen Herzstück der vom Virgin River gegrabene Zion Canyon mit seinen schroffen aufragenden Felswänden darstellt. Draußen sahen wir bereits etliche Hiker vorbei gehen und wunderten uns, da es doch erst 7 Uhr war. Doch später fällt uns auf, dass wir ja gerade in Utah sind und hier die Zeit eine Stunde voraus ist. Es war somit schon 8 (!) Uhr und Ray und ich somit nicht so früh dran wie vermutet.


Um an den Ausgangspunkt unserer Tourzu gelangen nutzten wir den von der Nationalparksverwaltung eingesetzten Shuttlebus, der uns zusammen mit anderen Wanderern ruckzuck zur Station "Grotto" transportierte. Es stiegen hier noch fünf weitere Personen mit gleichem Ziel aus, das der Busfahrer als "most exciting trail here" bezeichnet. Bis ganz nach oben sind ca. 340 Höhenmeter zu überwinden. Der Einstieg war leicht zu finden und der Weg windete sich zunächst langsam, aber stetig den Berg hinauf. Wir liefen zunächst noch in der Sonne, doch dann wurde der Weg schmäler, schattiger, führte er doch an hochstrebenden roten Felswänden entlang. Wir erreichten schließlich ein kleines Plateau, an dem sich auch schon andere Hiker zur Rast niedergelassen hatten. Hier erlebten wir zutrauliche Chipmunks, zwitschernde Vögel, Krähen und Eidechsen. Und hier gab es einen traumhaften Ausblick ins Tal.

Der Weg führte weiter, jetzt durch Ketten gesichert, über ausgetretene Felstritte, die ich mir am Anfang zutraute zu gehen, doch bald stieg die Muffe und Ray entschied sich den letzten Anstieg zum Angels Landing alleine zu bewältigen. Bis er wieder zurückkommen wird war ca. 1 Stunde vergangen, und ich konnte bei seiner Rückkehr in strahlende und glückliche Augen blicken.

In der Wartezeit beobachtete ich eine stetig anwachsende Zahl von (Möchtegern)-Hikern, teilweise in Badelatschen (!), die sich abmühten, den folgenden Anstieg mit Kletterniveau zu bewältigen. Manchmal mag man gar nicht zusehen und hofft, sie mögen so klug sein und auch eine Wartezeit einlegen. Letztlich kam ein Ehepaar an mir vorbei - aus Röthenbach a.d. Pegnitz (wie sich später herausstellte und somit fast Nachbarschaft zu Hause!) - , die auch USA-freudig sind und ihre Rundreise wie wir durch Hiking-Trails bereichern. Der Mann ging den Trail ebenso allein weiter, während seine Gattin und ich ein gemütliches Pläuschchen abhielten. Als beide erfuhren, dass wir das Glück hatten, eine Permit für die Wave in der Tasche zu haben, kam die prompte Frage: "Was verlangen Sie dafür!", aber es war klar, dass wir trotz aller Sympathie hier nicht ins Geschäft kommen konnten. Sie würden versuchen, eine Walk-In-Permit zu bekommen... keine Ahnung, ob das gelungen ist.

Als Ray vom Angels Landing zurück war gab es eine verdiente Rucksack-Brotzeit, einen Plausch und wir machten uns auf den Rückweg. Hier war zwischenzeitlich eine kleine Völkerwanderung im Gange, kein Wunder, wurde zumindest der erste Teil des Trails von der Parkverwaltung so abgesichert und bequem angelegt, dass er wirklich für jedermann im Rahmen einer leichten Wanderung zu gehen ist. Das Wetter war immer noch super, auch wenn es zwischenzeitlich ein wenig windiger geworden war. Doch immer wieder zeigte die Sonne ihre Kraft und setzte sich gegenüber den drohenden Wolken erfolgreich durch. Keine Frage, es war ein herrlicher Tag heute.

Da wir schon früh auf Achse waren war es gerade mal 11 Uhr und wir hatten noch viel Zeit, um die Schönheiten des Zion zu erkunden. Wir beschlossen den Trail zu den sog. Emerald Pools zu gehen, die als "a desert oasis" beschrieben wurden und auf unseren Besuch warteten. Obwohl der Weg leicht zu gehen war und keinerlei Klettererfahrung oder ähnliches erforderte trafen wir diesmal kaum auf Menschen und konnten somit die herrliche Natur fast für uns alleine genießen. Da der Weg diesmal näher am Virgin River lag begegnetenn wir neben rotem Gestein auch sehr viel Bäumen, Sträuchern und sonstigem Grün, v.a. auch säumten blühende Kakteen immer wieder unseren Weg. Die Natur wirkte hier saftig und kraftvoll und bildete so einen tollen Kontrast zum felsigen Landschaftsbild, wie wir es ein paar Höhenmeter höher  beim Angels Landing soeben erlebt hatten.


Der Weg führte sodann wieder hinab ins Tal, direkt an das Ufer des Virgin River, der im Licht der Sonne fröhlich und einladend vor sich hingurgelte. Mit Blick auf die Fishing Bridge machten mir nun eine kurze Pause am Wasser, um dann hinüber zur Zion Lodge zu gehen und uns mit einem kühlen Getränk zu verwöhnen. Man kann sich vorstellen, dass wir dort, wo es wieder Zivilisation, Unterkunft und Gastronomie gab, auch wieder auf viele Menschen getroffen sind.

 

Gegen 15 Uhr brachte uns der Park-Shuttle wieder zu unserem WoMo zurück, wo wir den Rest des Tages mit Kaffeetrinken, Sonnenbad und Faulenzen - aber auch mit a bisla Arbeit (Kochen, Spülen) - haben ausklingen lassen.

 

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