Heute war wieder Reisetag für uns und wieder einmal hieß es Abschied nehmen von Las Vegas, dieser verrückten Stadt, die mir während unseres diesjährigen Aufenthalts zum einen wegen ihres hohen Unterhaltungswertes, ganz besonders aber auch wegen der wunderschönen Hinterlandschaft so gut gefallen hatte. Ein bißchen wehmütig, aber dennoch gut gelaunt und in froher Erwartung saßen wir bereits um 7 Uhr und satten 27 Grad Celsius in unserem Urby, der bereits ungeduldig mit den Hufen scharrte und uns zum Grand Canyon bringen wollte.
Obgleich wir mitten im morgendlichen Berufsverkehr unterwegs waren und abgesehen von ein paar lästigen Baustellen kamen wir gut voran und erreichten gegen 9 Uhr den Hoover-Dam, der den Colorado zum Lake Mead aufstaut und hier die Grenze zwischen Arizona und Nevada bildet. Und während wir uns im Stop 'n go - Tempo über den Hoover Dam bewegten hatten wir ausgiebige Gelegenheit, den Baufortschritt der Colorado River Bridge zu bewundern. Im Jahre 2005 bereits hatte der Neubau begonnen, im Oktober 2010 soll die Eröffnung des gesamten Hoover Dam Bypass Project gefeiert werden. Ein beeindruckendes monumentales Brückenkunstwerk, das den Black Canyon (ca. 500 Meter südlich vom Hoover Dam) in einer Höhe von ca. 300 Metern oberhalb des Colorado überspannt. Beeindruckend seine Schönheit, Größe und Dynamik, die wir ehrfurchtsvoll bestaunten. Wenngleich ich mir ein gewisses Unbehagen nicht verkneifen konnte bei der Vorstellung, mit einem vergleichsweise unscheinbaren vierrädrigen Untersatz über dieses Prachtstück einer Brücke zu fahren...
Weiteres Highlight dieser Fahrt zum Grand Canyon war die Route 66 (Highway US 66), die im Jahre 1926 erbaut, in den 30er-Jahren durchgängig asphaltiert wurde und die erste durchgehende, rund 3.500 km lange Verbindung von Chicago nach Los Angeles darstellte. Sie wurde für Hunderttausende DER Weg in den vermeintlich Goldenen Westen. Diese Straße versinnbildlichte für die Amerikaner Freiheit und Mobilität und unterstrich somit die Bedeutung des Automobils. So entwickelte sich die Route 66 letztlich zu einem florierenden Highway mit Tankstellen, Motels und Restaurants, von der viele kleine Orte entlang der Strecke profitierten. Bis in den 60er-Jahren die Wende kam. Die Route 66 wurde durch ein vierspuriges Highwaysystem ersetzt, was für viele Geschäfte und Orte eine ruinöse Entwicklung bedeutete. Während weite Teile dieser Strecke den Interstates weichen mussten blieben einige Abschnitte der historischen Straße als Kultobjekt erhalten, die v.a. für Harley-Fahrer ein "Must Do" auf ihrer Routenplanung darstellt. Und auch wir wollten den Charme dieser Kultstrecke kennenlernen...
Bei einem Zwischenstop in Seligman wurden wir dann zurückversetzt in die "gute alte Zeit", flanierten vorbei an musealen Oldtimern, an Schaufensterpuppen im Marilyn Monroe oder James Dean Outfit, erfreuten uns an historischen Straßenschildern, alten Zapfsäulen und unzähligen grenzwertig kitschigen Gedenkstücken. Und natürlich trafen wir auf unzählige Biker, oftmals schon in fortgeschrittenem Alter, standesgemäß ausgerüstet mit edlen chromblitzenden Harleys, gekleidet in schwarzem Leder und Kopftuch, nicht selten mit langen Haaren und Bärten, die sich im Befahren dieser historischen Straße einen Traum erfüllten. Auch wir konnten uns dem witzigen Charme der Route 66 nicht entziehen und hatten Spaß, in den Geschäften zu stöbern und nach Vergangenem zu suchen. Aber wir mussten zumindest in Seligman auch feststellen, dass es in einer größeren Zahl von Geschäften auch einen Leerstand gab, der widerspiegelte, dass auch Kult und Nostalgie der abgestürzten Wirtschaft in den USA ihren Tribut zollen mussten. Das war schade und gab der heiteren Stimmung dieses Orts auch eine melancholische Note.
Nachdem wir uns mit einem Burger gestärkt hatten fuhren wir weiter und erreichten bereits um 14 UhrTusayan am südlichen Eingang zum Grand Canyon National Park, wo wir im Grand Canyon Plaza Resort eincheckten und ein schönes geräumiges Zimmer mit kleinem Balkon zum Innenhof beziehen konnten.Schnell hatten wir die wichtigsten Dinge ausgepackt und hatten nun noch reichlich Gelegenheit den Rest des Nachmittags am Pool zu verbringen. Im nahe gelegenen Steakhouse bekam Ray dann sein erstes Steak, und auch wenn der Abend wegen des zunehmenden Windes relativ kühl war, waren wir glücklich und zufrieden.
Den Abend ließen wir dann auf unserem kleinen Balkon ausklingen und waren überrascht,dass das aufmerksame Hotelpersonal es sich offenbar nicht hatte nehmen lassen, zu unserer Begrüßung die Bayernflagge zu hissen. In dieser Weise herzlich aufgenommen schmeckte uns jetzt noch das eine (oder andere) kühle Bierlein und wir waren gespannt, was die nächsten Tage uns an Überraschungen bieten würden.
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